Uebersetzung der fremdsprachigen Stücke aus dem „Wegweiser“. 226
breit machen, könnten einen Einfluß auf meine Regierung aus-
üben. Die irrige Meinung irgend eines Schriftstellers, wäre er
selbst der Vertreter eines mehr oder weniger ausgedehnten Kreises
von Adepten, gewinnt niemals in Rußland die Bedeutung eines
politischen Programms. Selbst wenn es geschieht, daß ein Verstoß
der Presse der Controle meiner Regierung entgeht, so geschieht es
gerade, weil das Bewußtsein ihrer Stärke sie die Tragweite der-
selben abschwächen läßt.
Was die den Umsturz bezweckenden Anschläge der nihilistischen
Partei betrifft, so weißt Du, daß ich nicht gezaudert habe, zu den
energischsten Mitteln zu greifen, um sie zu bekämpfen, sobald als
die Umstände die Nothwendigkeit dazu erwiesen haben. Diese
Maßregeln sind nicht ohne Ergebnisse geblieben. Du siehst darin
den Beweis, daß mein fester Wille niemals den geringsten Versuch
dulden wird, der die Ordnung und den Frieden auf's Spiel setzen
könnte. Ich muß hoffen, mein lieber Oheim, daß diese von meiner
Seite kommende Versicherung Deinen Zweifel wird zerstreuen
können.
Ich bin sehr glücklich gewesen zu erfahren, daß die Ernennung
meines Flügel-Adjutanten, Oberst P. Dolgorucky, zum Militair-
attaché bei Deiner Person Dir zusagt; indem ich ihn Deinem
Wohlwollen empfehle, hoffe ich, daß er verstehen wird, es zu
verdienen.
Ich drücke Dir gern meinen herzlichen Dank aus für den
huldreichen Empfang, den Du meinen Söhnen bereitet hast.
Die Kaiserin ist sehr zufrieden gewesen, Dich einen Augen-
blick bei ihrer Durchreise durch Oos wiederzusehen. Ihre Gesund-
heit läßt unglücklicherweise noch viel zu wünschen.
Glaube, mein lieber Oheim, an die Gefühle unveränderter
Anhänglichkeit und aufrichtiger Liebe
Deines ganz ergebenen
Neffen und Freundes
Alexander.
0·99
Kohl, Wegweiser. 15