Die Niederlage von Olmütz. Dresdener Verhandlungen. 33
druck, daß Manteuffel nach seinem ganzen Vorleben als Landrath,
Regierungspräsident und Director im Ministerium des Innern
sich in der Sicherheit seines Auftretens durch die renommistischen,
vornehmen Verkehrsformen des Fürsten Schwarzenberg ein-
schüchtern ließ. Die Art, wie ein Staat seine Gesandten an
fremden Höfen auftreten läßt, ist nicht ohne Einfluß auf seine
Einschätzung in den Augen der Völker, und es hätte eine
stärkere und seines Werthes und der Bedeutung des preußischen
Staates bewußtere Persönlichkeit als Manteuffel dazu gehört,
um sich dem Vertreter Oesterreichs gegenüber zu behaupten,
der durch glänzende gesellschaftliche Repräsentation die Ueber-
legenheit des Kaiserstaates in augenfälliger Weise darthat.
Der preußische Unterhändler hatte nicht den Muth, auf die
militairische Kraft seines Staates gestützt, dem preußischen Willen
Achtung zu verschaffen, und gab kleinlaut in allen Punkten den
österreichischen Forderungen nach. Als Grundirrthum der da-
maligen preußischen Politik aber bezeichnet es Bismarck am
Schlusse des Capitels, daß man glaubte, Erfolge, die nur durch
Kampf oder durch Bereitschaft dazu gewonnen werden konnten,
würden sich durch publicistische, parlamentarische und diplo-
matische Heucheleien in der Gestalt erreichen lassen, daß sie als
Preußens tugendhafter Bescheidenheit zum Lohne oratischer Be-
thätigung seiner deutschen Gesinnung aufsgezwungen erschienen.
Man nannte das, fügt er hinzu, später „moralische Er-
oberungen“: „es war die Hoffnung, daß Andere für uns thun
würden, was wir selbst nicht wagten“.
Kohl, Wegweiser. 3