1866
2. 5.
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4. hat der französische Botschafter gestern die vertrauliche
Anfrage an uns gerichtet, dans quelle disposition une ouverture
tendant à réunir un congrès trouverait la Cour de Prusse?
5. steht morgen der Eingang eines vom Kaiser Alexander
angekündigten Briefes bevor.
6. häufen sich bis zu diesem Augenblick die Anzeigen von
der ununterbrochen wachsenden Menge kriegsbereiter Oest-
reichischer Truppen unmittelbar an der Preußischen Grenze
und die Befürchtung eines sofortigen Einfalles derselben in
Preußen.
Unter diesen Umständen dürfte es zunächst unerläßlich
sein gegen die unter 6 bezeichnete augenblickliche Gefahr sofort
die kräftigsten militärischen Vorkehrungen zu treffen. Diese
Maßregel dürfte ganz unabhängig von den diplomatischen Ver-
handlungen, zu welchen die übrigen Puncte Anlaß geben ins
Werk zu setzen sein. Sie präjudicirt keiner unfrer politischen
Entschließungen, giebt vielmehr jeder derselben erst die unent-
behrliche Grundlage der momentanen Sicherheit im eignen
Hause.
Demnächst erscheinen die Vorschläge Frankreichs, soweit
das unzulängliche Material, welches vorliegt, sie beurtheilen
läßt, im Princip unannehmbar und würden, wenn sie sich be-
stätigen, uns auf Verhandlungen mit Oestreich hinweisen.
Es empfiehlt sich aber nicht, Frankreich eine unbedingt und
sofort ablehnende Antwort zu geben, sondern zunächst, etwa im
Wege einer besondern Sendung mit einem allgemein gehal-
tenen Königlichen Handschreiben, präcisere Anschauungen über
die Intentionen Napoleons und daneben auch Zeit zu ge-
winnen. In diesem Sinne dürfte auch, wie S. Mcjestät es
schon früher befohlen haben, den Congreßgedanken weitere
Folge zu geben sein.
Italien gegenüber dürfte im Anschluß an die bisherige
Haltung von jeder kriegerischen Initiative nachdrücklich abzu-