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rathen sein, unter der Andeutung, daß die von Oestreich in 1866
Paris betriebenen Verhandlungen die größte Vorsicht empfehlen. 2.5.
Daß wir uns unannehmbarer Vorschläge Frankreichs versehn,
können wir sowohl wegen der von Goltz zugesagten Geheim-
haltung als auch im Interesse unfrer Politik selbst nicht mit-
theilen.
Gleichzeitig wäre Oestreich gegenüber auf demselben ver-
traulichen Wege, auf dem die Initiative hieher gelangt ist, auf
die darin angeregte Unterhandlung einzugehn, wenn auch mit
der Vorsicht, daß wir, falls der Vorschlag unehrlich gemeint
sein sollte, Oestreich nicht in die Möglichkeit setzen, durch
Verrath unfrer Bereitwilligkeit seine eigne Verständigung mit
Frankreich zu fördern und Italien von uns abzuwenden. Daß
Oestreich die Bedingung der Unvereinbarkeit der Krone von
Preußen mit dem unmittelbaren Besitz der Herzogthümer auf
Verlangen fallen lassen werde, ist als wahrscheinlich bezeichnet
worden, unter Anführung einer angeblichen Aeußerung des
Kaisers, daß er den gegenwärtigen Preußischen Minister der
auswärtigen Angelegenheiten immer noch als denjenigen be-
trachte, welcher ihm in Betreff einer Verständigung mit Oest-
reich mehr Vertrauen einflöße als jeder andre.
In Bezug auf diese Verhandlungen wird es von besondrer
Wichtigkeit sein, aus dem erwarteten Briefe des Kaisers Ale-
xander Näheres über die Stellung Rußlands zur gegenwärtigen
Lage und zu den Consequenzen, die sich aus ihr entwickeln
können, zu erfahren.
Entscheidend wird zunächst die Frage über die Authenti-
cität der Oestreichischen Eröffnungen sein und schwierig die Auf-
gabe, Oestreich im Falle der Verständigung mit uns zu dem-
jenigen Verhalten gegen Italien zu vermögen, welches zu
verlangen für uns eine Ehrenpflicht gegen Italien wäre.