Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

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rathen sein, unter der Andeutung, daß die von Oestreich in 1866 
Paris betriebenen Verhandlungen die größte Vorsicht empfehlen. 2.5. 
Daß wir uns unannehmbarer Vorschläge Frankreichs versehn, 
können wir sowohl wegen der von Goltz zugesagten Geheim- 
haltung als auch im Interesse unfrer Politik selbst nicht mit- 
theilen. 
Gleichzeitig wäre Oestreich gegenüber auf demselben ver- 
traulichen Wege, auf dem die Initiative hieher gelangt ist, auf 
die darin angeregte Unterhandlung einzugehn, wenn auch mit 
der Vorsicht, daß wir, falls der Vorschlag unehrlich gemeint 
sein sollte, Oestreich nicht in die Möglichkeit setzen, durch 
Verrath unfrer Bereitwilligkeit seine eigne Verständigung mit 
Frankreich zu fördern und Italien von uns abzuwenden. Daß 
Oestreich die Bedingung der Unvereinbarkeit der Krone von 
Preußen mit dem unmittelbaren Besitz der Herzogthümer auf 
Verlangen fallen lassen werde, ist als wahrscheinlich bezeichnet 
worden, unter Anführung einer angeblichen Aeußerung des 
Kaisers, daß er den gegenwärtigen Preußischen Minister der 
auswärtigen Angelegenheiten immer noch als denjenigen be- 
trachte, welcher ihm in Betreff einer Verständigung mit Oest- 
reich mehr Vertrauen einflöße als jeder andre. 
In Bezug auf diese Verhandlungen wird es von besondrer 
Wichtigkeit sein, aus dem erwarteten Briefe des Kaisers Ale- 
xander Näheres über die Stellung Rußlands zur gegenwärtigen 
Lage und zu den Consequenzen, die sich aus ihr entwickeln 
können, zu erfahren. 
Entscheidend wird zunächst die Frage über die Authenti- 
cität der Oestreichischen Eröffnungen sein und schwierig die Auf- 
gabe, Oestreich im Falle der Verständigung mit uns zu dem- 
jenigen Verhalten gegen Italien zu vermögen, welches zu 
verlangen für uns eine Ehrenpflicht gegen Italien wäre.
	        
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