Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

den Krieg nicht gewollt habe, durch den Druck der öffentlichen 1870 
Meinung Frankreichs aber dazu genöthigt worden sei. (Ich 2.5. 
hielt es nicht für meinen Beruf, in diesem Augenblick darauf 
hinzuweisen, wie das, was der Kaiser als öffentliche Meinung 
bezeichnete, nur das künstliche Product von einigen ehrgeizigen 
und politisch beschränkten Coterien der französischen Presse sei. 
Ich entgegnete nur, daß in Deutschland Niemand den Krieg 
gewollt habe, namentlich Eure Majestät nicht, und daß die 
spanische Frage für keine deutsche Regirung ein Interesse, 
welches eines Krieges werth gewesen wäre, dargeboten hätte. 
Eurer Majestät Stellung zu der spanischen Thronbesetzung sei 
schließlich durch den Gewissenszweifel bestimmt worden, ob es 
recht sei, der spanischen Nation den Versuch, durch diese Königs- 
wahl zur Wiederherstellung dauernder innerer Einrichtungen 
zu gelangen, aus persönlichen und dynastischen Bedenken zu 
verkümmern; daran, daß es dem Erbprinzen gelingen würde, 
sich mit Sr. Majestät dem Kaiser über die Annahme der 
spanischen Wahl in befriedigendes Einvernehmen zu setzen, hätten 
Eure Majestät bei den langjährigen guten Beziehungen der 
Mitglieder des Fürstlich Hohenzollernschen Hauses zum Kaiser 
niemals Zweifel gehegt, dies aber nicht als eine deutsche oder 
preußische, sondern als eine spanische Angelegenheit angesehn.) 
Durch Erkundigungen in der Stadt und insbesondre durch 
Recognoscirungen der Offiziere vom Generalstabe war in- 
zwischen, etwa zwischen 9 und 10 Uhr, festgestellt worden, daß 
das Schloß Bellevue bei Fresnois zur Aufnahme des Kaisers 
geeignet und auch noch nicht mit Verwundeten belegt sei. Ich 
meldete dies Sr. Majestät in der Form, daß ich Fresnois als 
den Ort bezeichnete, den ich Eurer Majestät zur Zusammen- 
kunft in Vorschlag bringen würde, und deshalb dem Kaiser 
anheimstellte, ob Se. Majestät sich gleich dahin begeben wolle, 
*) Von bis „angesehn ist Ergänzung aus dem Militärwochenblatt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.