Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

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1870 da der Aufenthalt innerhalb des kleinen Arbeiterhauses un- 
2.9. bequem sei, und der Kaiser vielleicht einiger Ruhe bedürfen 
würde. Se. Mojestät ging hierauf bereitwillig ein, und geleitete 
ich den Kaiser, dem eine Ehren-Escorte von Eurer Mojestät 
Leib-Cürassier-Regiment voranritt, nach dem Schlosse Bellevue, 
wo inzwischen das weitre Gefolge und die Equipagen des Kaisers, 
deren Ankunft aus der Stadt bis dahin für unsicher gehalten 
zu werden schien, von Sedan eingetroffen waren. Ebenso der 
General Wimpffen, mit welchem, in Erwartung der Rückkehr 
des Generals von Moltke, die Besprechung der gestern ab- 
gebrochnen Capitulations-Verhandlungen durch den General 
v. Podbielski, im Beisein des Oberstlieutenants von Verdy und 
des Stabschefs des Generals v. Wimpffen, welche beiden Offi- 
ziere das Protokoll führten, wieder ausgenommen wurde. Ich 
habe nur an der Einleitung derselben durch die Darlegung der 
politischen und rechtlichen Situation nach Maaßgabe der mir 
vom Kaiser selbst gewordenen Aufschlüsse Theil genommen, indem 
ich unmittelbar darauf durch den Rittmeister Grafen von Nostitz 
im Auftrage des Generals von Moltke die Meldung erhielt, daß 
Eure Mgjestät den Kaiser erst nach Abschluß der Capitulation 
der Armee sehn wollten — eine Meldung, nach welcher geg- 
nerischerseits die Hoffnung, andre Bedingungen als die ab- 
geschlossenen zu erhalten, ausgegeben wurde. Ich ritt darauf 
in der Absicht, Eurer Majestät die Lage der Dinge zu melden, 
Allerhöchstdenselben nach Chehery entgegen, traf unterwegs den 
General v. Moltke mit dem von Eurer Mojestät genehmigten 
Texte der Capitulation, welcher, nachdem wir mit ihm in Fres- 
nois eingetroffen, nunmehr ohne Widerspruch angenommen und 
unterzeichnet wurde. Das Verhalten des Generals v. Wimpffen 
war, ebenso wie das der übrigen französischen Generale in der 
Nacht vorher, ein sehr würdiges, und konnte dieser tapfre 
Offizier sich nicht enthalten, mir gegenüber seinem tiefen Schmerze 
darüber Ausdruck zu geben, daß grade er berufen sein müsse,
	        
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