— 212 —
1870 da der Aufenthalt innerhalb des kleinen Arbeiterhauses un-
2.9. bequem sei, und der Kaiser vielleicht einiger Ruhe bedürfen
würde. Se. Mojestät ging hierauf bereitwillig ein, und geleitete
ich den Kaiser, dem eine Ehren-Escorte von Eurer Mojestät
Leib-Cürassier-Regiment voranritt, nach dem Schlosse Bellevue,
wo inzwischen das weitre Gefolge und die Equipagen des Kaisers,
deren Ankunft aus der Stadt bis dahin für unsicher gehalten
zu werden schien, von Sedan eingetroffen waren. Ebenso der
General Wimpffen, mit welchem, in Erwartung der Rückkehr
des Generals von Moltke, die Besprechung der gestern ab-
gebrochnen Capitulations-Verhandlungen durch den General
v. Podbielski, im Beisein des Oberstlieutenants von Verdy und
des Stabschefs des Generals v. Wimpffen, welche beiden Offi-
ziere das Protokoll führten, wieder ausgenommen wurde. Ich
habe nur an der Einleitung derselben durch die Darlegung der
politischen und rechtlichen Situation nach Maaßgabe der mir
vom Kaiser selbst gewordenen Aufschlüsse Theil genommen, indem
ich unmittelbar darauf durch den Rittmeister Grafen von Nostitz
im Auftrage des Generals von Moltke die Meldung erhielt, daß
Eure Mgjestät den Kaiser erst nach Abschluß der Capitulation
der Armee sehn wollten — eine Meldung, nach welcher geg-
nerischerseits die Hoffnung, andre Bedingungen als die ab-
geschlossenen zu erhalten, ausgegeben wurde. Ich ritt darauf
in der Absicht, Eurer Majestät die Lage der Dinge zu melden,
Allerhöchstdenselben nach Chehery entgegen, traf unterwegs den
General v. Moltke mit dem von Eurer Mojestät genehmigten
Texte der Capitulation, welcher, nachdem wir mit ihm in Fres-
nois eingetroffen, nunmehr ohne Widerspruch angenommen und
unterzeichnet wurde. Das Verhalten des Generals v. Wimpffen
war, ebenso wie das der übrigen französischen Generale in der
Nacht vorher, ein sehr würdiges, und konnte dieser tapfre
Offizier sich nicht enthalten, mir gegenüber seinem tiefen Schmerze
darüber Ausdruck zu geben, daß grade er berufen sein müsse,