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mit der höchsten Anerkennung für dieses schwere Werk, Ihnen
1871
hiermit ausspreche! Wenn Bordeaux*) Vernunft annimmt, so 27.2
krönen wir ein zwar blutiges, aber glorreiches ulnd) ehrenvolles
Werk, das die Vorsehung uns zu erringen, ausgab; ihr danke
ich es daß sie mir solche Rathgeber schenkte ulnd) solche Arméel!
Ihr
dankbarster König
Wilhelm.
232.
Berlin, den 21. März 1871.
Mit der heutigen Eröffnung des ersten deutschen Reichs-
tags nach Wiederherstellung eines Deutschen Reiches beginnt
die erste öffentliche Thätigkeit desselben. Preußens Geschichte
und Geschicke wiesen seit längerer Zeit auf ein Ereigniß hin,
wie es sich jetzt, durch dessen Berufung an die Spitze des neu-
gegründeten Reiches, vollzogen hat. Preußen verdankt dies
weniger seiner Ländergröße und Macht, wenngleich Beides sich
gleichmäßig mehrte, als seiner geistigen Entwicklung und seiner
Heeres-Organisation. In unerwartet schneller Folge haben sich
im Laufe von 6 Jahren die Geschicke meines Landes zu dem Glanz-
punkte entwickelt, aus dem es heute stehet. In diese Zeit fällt die
Thätigkeit, zu welcher ich Sie vor 10 Jahren zu mir berief. In
welchem Maaße Sie das Vertrauen gerechtfertigt haben, aus
welchem ich damals den Ruf an Sie ergehen ließ, liegt offen vor
der Welt. Ihrem Rath, Ihrer Umsicht, Ihrer unermüdlichen
Thätigkeit verdankt Preußen und Deutschland das Welt geschicht-
liche Ereigniß, welches sich heute in meiner Residenz verkörpert.
Wenngleich der Lohn für solche Thaten in Ihrem Innern
ruhet, so bin ich doch gedrungen und verpflichtet, Ihnen öffentlich
*) Die in B. tagende französische Nationalversammlung.
*#) Gedanken und Erinnerungen II, 293 f., hier nach dem Original
berichtigt.
1871
21. 3.