1872
1. 8.
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habe ich allerdings garnicht; doch hoffe ich für die Zeit der
Kaiserbesuche mich zum Dienst bei Eurer Majestät melden zu
können.
v. Bismarck.
242.
Gastein 6. 8. 72.
Wörth.
Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihre so
liebe Antwort auf meinen Brief zum Silberfest, die so ganz
Ihre treuen Gesinnungen für mich und das Vaterland ab-
spiegelt!
Ein wichtiges politisches Ereigniß stehet uns also im
September durch die Kaiser Zusammenkunft in Berlin bevor,
und die öffentliche Meinung siehet dieselbe ebenso günstig an
wie Sie und ich. Hoffentlich erlaubt es Ihre Gesundheit zu
der Zeit in Berlin anwesend zu sein. Auf Bindendes lasse
ich mich nicht ein! —
Aus dem Eingang der Anlage sehen Sie, wie der Hof
Prediger Hoffmann eine sehr zarte Frage bei mir zur Sprache
brachte und ich ihm nur nicht verboth in der Sache ganz
privatim sich umzuthun. Von vielen Seiten ist diese Frage bei
mir angeregt worden, die ich stets zurückwies, da ich die Ini-
tiative niemals ergreifen dürfe. Simson will aber das Gegen-
theil, Delbrück ist meiner Ansicht, wie ich sehe. Hoffmanns
Antrag, durch den Bundesrath?') auf Bayerns Initiative die
Reichs Dotation in Fluß zu bringen, ist möglich und erwarte
ich Ihre Ansicht.
Da ich Hloffmanns) Brief bei meiner Abreise von Berlin
erhielt, so verkrümelte er sich unter vielen anderen Papieren, und
so sind fast 6 Wochen verflossen. Ob H., da er keine Antwort
von mir erwartet, falls ich nicht ein Verboth ergehen ließe,
*) Orig.: Reichsrath.