Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

1872 
1. 8. 
— 224 — 
habe ich allerdings garnicht; doch hoffe ich für die Zeit der 
Kaiserbesuche mich zum Dienst bei Eurer Majestät melden zu 
können. 
v. Bismarck. 
242. 
Gastein 6. 8. 72. 
Wörth. 
Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für Ihre so 
liebe Antwort auf meinen Brief zum Silberfest, die so ganz 
Ihre treuen Gesinnungen für mich und das Vaterland ab- 
spiegelt! 
Ein wichtiges politisches Ereigniß stehet uns also im 
September durch die Kaiser Zusammenkunft in Berlin bevor, 
und die öffentliche Meinung siehet dieselbe ebenso günstig an 
wie Sie und ich. Hoffentlich erlaubt es Ihre Gesundheit zu 
der Zeit in Berlin anwesend zu sein. Auf Bindendes lasse 
ich mich nicht ein! — 
Aus dem Eingang der Anlage sehen Sie, wie der Hof 
Prediger Hoffmann eine sehr zarte Frage bei mir zur Sprache 
brachte und ich ihm nur nicht verboth in der Sache ganz 
privatim sich umzuthun. Von vielen Seiten ist diese Frage bei 
mir angeregt worden, die ich stets zurückwies, da ich die Ini- 
tiative niemals ergreifen dürfe. Simson will aber das Gegen- 
theil, Delbrück ist meiner Ansicht, wie ich sehe. Hoffmanns 
Antrag, durch den Bundesrath?') auf Bayerns Initiative die 
Reichs Dotation in Fluß zu bringen, ist möglich und erwarte 
ich Ihre Ansicht. 
Da ich Hloffmanns) Brief bei meiner Abreise von Berlin 
erhielt, so verkrümelte er sich unter vielen anderen Papieren, und 
so sind fast 6 Wochen verflossen. Ob H., da er keine Antwort 
von mir erwartet, falls ich nicht ein Verboth ergehen ließe, 
*) Orig.: Reichsrath.
	        
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