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und die Sorge die ich darüber empfinde, daß ich Eurer 1872
Majestät nicht immer nach Wunsch und nicht mehr mit voller 24.12.
Kraft dienen kann, werden in keinem Denkmal Ausdruck finden
können; und doch ist es nur dieses persönliche Gefühl in
letzter Instanz, welches die Diener ihrem Monarchen, die Sol-
daten ihrem Führer, auf Wegen wie Friedrich II und Eure
Majestät sie nach Gottes Rathschluß gegangen sind, in rück-
haltloser Hingebung nachzieht. Meine Arbeitskraft entspricht
nicht mehr meinem Willen; aber der Wille wird bis zum letzten
Athem Eurer Mocjestät gehören.
v. Bismarck.
249 ).
Berlin, den 1. Januar 1873.
Sie wissen, mit wie schwerem Herzen ich Ihren Wunsch 1873
erfüllt habe, indem ich Sie von dem Vorsitz meines Staats= 1.1.
ministeriums entband. Aber ich weiß, welche geistige und
körperliche Anstrengung die zehn Jahre dieser Stellung von
Ihnen verlangten, und will deshalb nicht länger anstehen,
Ihnen eine Erleichterung zu bewilligen.
Zehn inhaltsschwere Jahre liegen hinter uns, seit Sie
meiner Berufung, an die Spitze der preußischen Verwaltung
zu treten, Folge leisteten! Schritt für Schritt hat Ihr Rath
und Ihre That mich in den Stand gesetzt, Preußens Kraft
zu entwickeln und Deutschland zur Einigung zu führen. Ihr
Name steht unauslöschlich in der Geschichte Preußens und
Deutschlands verzeichnet, und die höchste Anerkennung ist Ihnen
von allen Seiten gerecht zu Theil geworden. Wenn ich ge-
nehmige, daß Sie die mit so sicherer Hand geführte Verwaltung
Preußens niederlegen, so werden Sie mit derselben doch unter
*) Kohl, Bismarck-Regesten II, 58.