Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

1875 
8 
— 256 — 
269. 
Mainau 13. Juli 1875 10 h 20 V. 
Dem Fürsten Bismarck in Varzin. 
Ich gedenke des heutigen Jahrestags') in Dankbarkeit 
(Telegramm.) 
gegen Gottes Fügung; wie geht es Ihnen? 
Wilhelm. 
270. 
Gastein 6. 8. 75. 
Gestern habe ich, nächst Ihrem Télégramm am ominösen 
Jahrestage, ein erstes Lebenszeichen von Ihnen gesehen, nämlich 
Ihre übereinstimmende Ansicht über meine bisherigen Be- 
stimmungen in der Herzegowinischen Episode, die hoffentlich 
verrinnen wird, wenn gleich genug Brennstoff in jenen Gegenden 
vorhanden ist. Da Sie aber doch Einmal von Geschäften 
Notiz genommen haben, so will ich Ihnen nicht länger einen 
Brief der Königin Victoria vorenthalten, als Antwort auf 
einen Brief von mir. Ich schrieb ihr nämlich, „nachdem ich 
Lord Derbys letzte Erklärung im Juny im Parlament gelesen 
hätte, daß ich in dieser Erklärung, welche die unglückseligen 
Kriegs Gerüchte als unwahr, völlig aufgeklärt und der Ver- 
gessenheit übergeben, darstellte — doch nicht umhin könnte, 
die Aeußerung gefunden zu haben, daß ihr Gouvernement doch 
an diese Gerüchte geglaubt und sich daher in ihrem Auftrage 
veranlaßt gesehen hätte, die bons offices bei uns zu bean- 
tragen, um eine Vermittlung anzubieten. So sehr ich nun 
der Königin Dank wisse, so freundschaftlich sich in der Art an- 
zutragen, so hätte es mich doch geschmerzt, daß sie mich wirk- 
lich als Europäischen Störenfried eine Zeit lang betrachtet 
hätte, da sie doch bei ihrer Kenntniß meines Karakters dies 
für unmöglich hätte halten sollen. Denn Niemand mehr wie 
*) Des Mordversuchs Kullmanns.
	        
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