1875
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Mainau 13. Juli 1875 10 h 20 V.
Dem Fürsten Bismarck in Varzin.
Ich gedenke des heutigen Jahrestags') in Dankbarkeit
(Telegramm.)
gegen Gottes Fügung; wie geht es Ihnen?
Wilhelm.
270.
Gastein 6. 8. 75.
Gestern habe ich, nächst Ihrem Télégramm am ominösen
Jahrestage, ein erstes Lebenszeichen von Ihnen gesehen, nämlich
Ihre übereinstimmende Ansicht über meine bisherigen Be-
stimmungen in der Herzegowinischen Episode, die hoffentlich
verrinnen wird, wenn gleich genug Brennstoff in jenen Gegenden
vorhanden ist. Da Sie aber doch Einmal von Geschäften
Notiz genommen haben, so will ich Ihnen nicht länger einen
Brief der Königin Victoria vorenthalten, als Antwort auf
einen Brief von mir. Ich schrieb ihr nämlich, „nachdem ich
Lord Derbys letzte Erklärung im Juny im Parlament gelesen
hätte, daß ich in dieser Erklärung, welche die unglückseligen
Kriegs Gerüchte als unwahr, völlig aufgeklärt und der Ver-
gessenheit übergeben, darstellte — doch nicht umhin könnte,
die Aeußerung gefunden zu haben, daß ihr Gouvernement doch
an diese Gerüchte geglaubt und sich daher in ihrem Auftrage
veranlaßt gesehen hätte, die bons offices bei uns zu bean-
tragen, um eine Vermittlung anzubieten. So sehr ich nun
der Königin Dank wisse, so freundschaftlich sich in der Art an-
zutragen, so hätte es mich doch geschmerzt, daß sie mich wirk-
lich als Europäischen Störenfried eine Zeit lang betrachtet
hätte, da sie doch bei ihrer Kenntniß meines Karakters dies
für unmöglich hätte halten sollen. Denn Niemand mehr wie
*) Des Mordversuchs Kullmanns.