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ich sei von der Ansicht durchdrungen, daß derjenige, welcher in 1875
Europa einen Krieg provocire, die ganze öffentliche Stimme 6.5.
gegen sich haben werde, und daher keine Allirte, keinen
Neutrale bienveillant, wohl aber Gegner haben werde. Die
Aeußerungen, welche man dem F. M. Moltke in den Mund
lege, seien eine Ansicht, die Jedermann bei Streit mit Anderen
habe de se mettre en avantage, aber kein Politiker werde
jemals, also auch er nicht, aus frivolen Gründen Europa in
einen Krieg stürzen wollen!“
Auf diesen Passus meines Briefes antwortet die Königin,
„daß, ohne daß ich es wisse, auch andere Personen in meiner
Nähe, dergleichen Ansichten laut äußerten. Sie wolle aber
darauf nicht weiter eingehen, da das Ganze der Vergessenheit
übergeben sei.“
Ich habe ihr für den übrigens so sehr freundschaftlichen
Brief natürlich gedankt, und was jenen Passus beträfe, „da sie
keinen Namen genannt habe, auch keine weiteren Nachforschungen
anstellen wolle“" .
Ihnen durfte ich aber diese Correspondenz nicht unbekannt
lassen, weshalb ich nun doch Sie von derselben hiermit in
Kenntniß setze, wo ich Sie nicht mehr so ganz abgeschlossen
gegen Geschäfte weiß.
Meine Kur gehet heute hier zu Ende und ich habe mich
sehr wohl bei derselben befunden, obgleich das Wetter uns gar
nicht begünstigte; die ersten 12 Tage waren abscheulich, dann
ward es besser, wir hatten 4 schöne Tage, dann aber wieder
Tage= und Stundenweise solche Nebel-Wolken, Regen und
Kühle, ja Kälte, daß man sich in den Oktober versetzt glaubte.
Ich hoffe, daß es auch Ihnen fortgesetzt gut gegangen ist,
wie Ihre Mittheilung es vorher sagte.
Ich gehe morgen nach Salzburg, den 8#en nach Eger und
den n9ten nach Babelsberg; doch wird meine Ruhe daselbst
nicht groß sein, da ich den 15ten nach Detmold gehe, um am
Kaiser Wilhelm 1 und Bismarck. 17