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muß, als meinem Pflichtgefühl zulässig scheint. Meine Frau 1875
und Tochter danken ehrfurchtsvoll für Eurer Majestät huldreiche 13.8.
Erinnerung und empfehlen sich der allerhöchsten Gnade.
v. Bismarck.
272.
Varzin 11 September 1875.
Eurer Majestät danke ich mit meiner Frau und meiner 1875
Tochter für Allerhöchstdero huldreiche Glückwünsche') in tiefster 11.9.
Ehrfurcht und mit der Hoffnung, daß Gott auch mir wie Eurer
Majestät die Gnade gewähren wolle, die angebornen kindlichen
Beziehungen durch Begründung einer neuen Häuslichkeit nicht
gelockert zu sehn. Die Trennung wird immerhin, namentlich
für meine Frau, ein Gefühl der Vereinsamung des Hauses noth-
wendig mit sich bringen. Sehr habe ich mich gefreut aus der Ab-
reise Eurer Majestät nach Schlesien zu ersehn, daß die Weimarische
Erkältung wieder überwunden ist, und hoffe zu Gott, daß man
bei dieser Reihe von angreifenden Leistungen Eurer Majestät
Gesundheit nicht auf zu harte Proben stellen wird.
Die Nachschrift in Eurer Mojestät Schreiben in Betreff
des Botschafters in Petersburg'“) hat mich überrascht, und nach
Allerhöchstdero Andeutungen über die Richtung seiner Bestre-
bungen?*"*) muß ich fürchten, daß wir ihn für den Dienst ver-
lieren werden. Er wird dort schwer zu ersetzen sein. Von seinem
Character habe ich eine sehr gute Meinung; ich kenne ihn seit
reichlich 20 Jahren, und habe niemals andre als durchaus
ehrenhafte Gesinnungen, Handlungen, Regungen an ihm wahr-
*) Zur Verlobung der Gräfin Marie v. Bismarck mit dem Grafen
Wend zu Eulenburg.
**) Prinz Heinrich VII. Reuß.
***) Er beabsichtigte, sich mit Prinzessin Marie, der zweiten Tochter
des Großherzogs Karl Alexander von Sachsen-Weimar, zu verloben.
Am 6. Februar 1876 erfolgte die Vermählung.