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Berlin 8 Juni 1876.
Eurer Majestät erwidere ich ehrfurchtsvoll, daß ich Berichte 1876
über die Sitzungen des Landesausschusses bisher nicht erhalten 8.6.
und nach dem, was ich in den Zeitungen darüber gelesen habe,
nicht glaube, daß eine der Sitzungen eine stürmische gewesen
sei, wenn man auch von Angriffen erzählt, die Baron Zorn
v. Bulach, der Führer der Ultramontanen, gegen Eurer Majestät
Regirung gerichtet hatz; aber nicht in Betreff des Herrn v. Möller,
sondern wegen Nichtvorlage eines Jagdgesetzes. Genaueres
weiß ich darüber noch nicht... Jedenfalls sind die Gerüchte
grundlos erfunden, die zuerst darüber in den Zeitungen standen,
daß Möller beabsichtige, den Abschied zu nehmen; er selbst
hat sie dementiren lassen. Noch weniger habe ich die Absicht,
bei Eurer Majestät eine Veränderung in Anregung zu bringen,
habe auch gegen niemand, weder hier noch im Elsaß eine Aeuße-
rung gethan, die dahin gedeutet werden könnte. Eure Mojestät
wollen Sich huldreichst erinnern, daß ich gleich nach dem Er-
scheinen der Vertrauensmänner Allerhöchstdenselben mündlich
vortrug, wie angenehm es mich überrascht habe, von denselben
zu hören, daß Möller die Zuneigung und das Vertrauen der
Deutsch-Gesinnten habe, und wie dadurch für mich alle Zweifel
über die Nützlichkeit einer Aenderung für jetzt gelöst wären.
Seitdem habe ich zu keiner Zeit auch nur einen Gedanken daran
gehabt, geschweige denn eine Absicht geäußert, Möllers Ent-
fernung aus Straßburg bei Eurer Moajestät anzuregen, und kann
nur allerunterthänigst bitten, die Quelle, aus der solche Gerüchte
stammen, als eine unglaubwürdige ansehn zu wollen.
v. Bismarck.
) B.J. IV, 38 f.