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Majestät gnädige Zeilen andeuten, in einigen Linien die un-
gezwungne Haltung nicht wiedergegeben ist, in welcher wir
Zeitgenossen den durchlauchtigsten Reiter im Sattel zu sehn
gewohnt sind, so muß man dem Künstler zugeben, daß eine
monumentale Darstellung ihre eignen Gesetze hat, nach denen
der Eindruck des Bildes, von vorn gesehn, durch die Abweichung
von dem Natürlichen eher gesteigert wird.
Mit meinem Danke erlaube ich mir meinen allerunter-
thänigsten Glückwunsch Eurer Majestät zu Füßen zu legen. Gott
wolle Allerhöchstdieselben auch im neuen Jahre in gewohnter
Frische, Gesundheit und in allem Segen erhalten, der bisher
Eurer Mcjestät Regirung begleitet hat. Ich werde mich glücklich
schätzen, wenn ich im neuen Jahre meinen Dienst bald wieder
antreten und zu Eurer Mojestät Zufriedenheit versehn kann.
Seit einigen Tagen bin ich von einer heftigen Grippe befallen,
die mich so angreift, daß ich nur für kurze Zeit heut habe auf-
stehn können. Ich bin, ohne mir schädliche Gewalt anzuthun,
deshalb nicht im Stande, diese Zeilen zu einem politischen Be-
richte auszudehnen. Graf Lehndorff, der mich gestern verließ,
habe ich gebeten, Eurer Majestät, aus Befragen, über meine
Sondirungen durch Bennigsen einige Meldungen zu machen.
Nach denselben erwarte ich im Reichstage eine günstige Auf-
nahme für Erhöhung der indirecten Steuern, wenn eine um-
fassende, reformartige, Vorlage gemacht wird. Große
Summen (von Tabak, Bier und dergl.) werden leichter bewilligt
werden, als kleine und bescheidne expêdients und Lückenbüßer.
Ich hoffe, dieses scheinbare Räthsel bald bei besserer Gesundheit
lösen zu können. v. Bismarck.
289.
Berlin 30. 12. 77.
Seit einiger Zeit gefallen sich die Zeitungen ½ von totaler
Modification des Staats Ministeriums zu berichten und Per-
1877
30. 12.
1877
30. 12.