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Schreiben, aufgeführten Gründe zu Ihrem Ausbleiben, sind so
endscheidend daß ich es natürlich finde, daß Sie nicht hier sein
konnten! Ihre Gesundheit gehet mir über Alles, namentlich
bei den von Ihnen in Ihrem Schreiben angeführten in Aus-
sicht stehenden vielfachen ulnd) wichtigen Debatten im Reichstage.
Die jetzige Ruhe die Sie noch verlängert zu sehen wünschen,
wird hoffentlich Ihre Gesundheit ulnd) Kräftigung so stärken,
daß Sie diesen Dobatten mit gewohnter Festigkeit und End-
schiedenheit?), Siegreich entgegentreten können, wie wir dies in
diesen Tagen von Andrassy imitiren sahen.
Ihrer Ansicht dem Grafen Caroly meine Marmor Büste
zu geben, trete ich bei. Er und sie sind ein großer Verlust,
der freilich besetzt, aber schwerlich je ersetzt werden wird.
Mich Ihrer Gemahlin angelegentlichst empfehlend, von
der ich so wohl wie von Ihrer Tochter so liebe Antworten
erhielt, bleib ich
r
Wilhelm.
296*).
Friedrichsruh 29 Dec. 1878.
Eurer Majestät danke ich ehrfurchtsvoll für das huldreiche
Weihnachtsgeschenk, dessen Gepräge der „Erinnerung“s) ge-
widmet ist, deren schmerzliche Eindrücke in den Herzen derer,
die sie mit erlebten, unauslöschlich find. Dennoch kann ich die
Münze nicht ohne ein Gefühl tiefer Dankbarkeit für Gottes
Gnade betrachten, die es gewollt hat, daß Eure Majestät nach
so schwerer Verwundung, nach so schmerzlichem Eingriff in das
geistige wie in das körperliche Empfindungsvermögen im Voll-
besitz der frühern Gesundheit und in neuer Bethätigung Ihres
*) Orig.: Endschiedheit.
*“) B.-J. IV, 47.
*) An die Mordversuche vom 11. Mai und 2. Juni.
1878
7. 12.
1878
29. 12.