— 289 —
3007.
Berlin, den 1. April 1879.
Leider kann ich Ihnen meine Wünsche zum heutigen
Tage nicht persönlich mündlich darbringen, da ich heute zum
ersten Male zwar ausfahren soll, aber noch keine Treppen
steigen darf.
Vor allem wünsche ich Ihnen Gesundheit, denn von der
hängt ja alle Thätigkeit ab und diese entwickeln Sie jetzt mehr
wie seit langer Zeit, ein Beweis, daß Thätigkeit auch gesund
erhält. Möge es zum Wohle des Vaterlandes deswegen nur
weiter so fortgehen!
Ich benutze den Tag, um Ihren Schwiegersohn, den Graf
Rantzau hiermit zum Legationsrath zu ernennen, da ich glaube,
Ihnen damit eine Freude zu machen. Auch sende ich Ihnen
die Copie meines großen Ahnherrn, des Großen Kurfürsten,
wie er auf der langen Brücke steht, zum Andenken an den
heutigen Tag, der noch recht oft für Sie und uns wieder-
kehren möge. Ihr
dankbarer
Wilhelm.
301.
Berlin, 4. 4. 79.
Wie wenig Verlaß auf Forckenbecks Versprechen ist**), be—
weist der gestrige Schluß der Session des Reichstags! Im
Beisein seiner beiden Vice Presidenten, bei Gelegenheit der
Condolenz Audienz sagte ich ihm, unserer Verabredung gemäß,
wie ich hoffte, daß die Oster Ferien dieses Mal recht kurz sein
würden, damit die wichtigen Arbeiten noch vor der heißen
Jahreszeit vollendet würden, wo bekanntlich das Sitzfleisch der
*) B.-J. I, 141; Gedanken und Erinnerungen II, 297.
*“) Orig.: zu geben ist.
Kaiser Wilhelm I und Bismarck. 19
1879
1. 4.