Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

1882 
26. 5. 
— 312 — 
die Strapazen der Exerzirperiode in gewohnter Rüstigkeit 
überwunden haben. 
Mir selbst geht es seit dem warmen Wetter erheblich besser 
und hoffe ich nun gewiß, vor Zusammentritt des Reichstags 
nach Berlin kommen und in die Geschäfte eintreten zu können, 
wenn ich auch durch die Erfahrungen des letzten Monats in der 
Berechnung meiner Gesundheit sehr eingeschüchtert worden bin?. 
Ueber die definitive Ernennung des Grafen Hatzfeldt zum 
Staatssecretär und die Besetzung der vacanten diplomatischen 
Posten hatte ich seit einem Monat von Woche zu Woche ge- 
hofft, Eurer Majestät die nöthigen Vorlagen nach genommner 
mündlicher Rücksprache mit Graf Hatzfeldt machen zu können. 
Durch meine Krankheit und Graf Hatzfeldts Reise zur Glott- 
hardbahn-Eröffnung) Feier*) bin ich daran bisher verhindert 
worden; doch habe ich schon gestern aus Anlaß der Noth- 
wendigkeit, das Reichs= und Staatshandbuch neu zu drucken 
und um in demselben die Posten nicht als vacant anzuführen, 
den Unterstaatssecretär Busch beauftragt, zunächst die Er- 
nennung des Grafen Hatzfeldt zum Staatssecretär und des 
Gesandten v. Radowitz zum Botschafter in Constantinopel beie 
Eurer Majestät zum Vortrag zu bringen. Ich würde gern 
vor Allerhöchster Vollziehung mit Graf Hatzfeldt Rücksprache 
genommen haben, weiß aber nicht, ob seine Rückkehr aus 
Italien nahe genug bevorsteht, um sie abzuwarten. Für 
Graf Hatzfeldt selbst hat jeder Aufschub den Vortheil, daß er 
das höhere Botschafter-Gehalt etwas länger bezieht, bevor er 
von 40000 Thlr. auf 16000 herabsteigt. Ich kann indessen 
gegen Eurer Majestät Allerhöchste Meinung, daß dies nicht 
länger so bleiben könne, nichts einwenden, und werde Dr. Busch 
veranlassen, dem Grafen Hatzfeldt darüber zu telegraphiren. 
Bei der Unmöglichkeit, während meiner Krankheit mehr 
*) Am 5. Juni kehrte Bismarck nach Berlin zurück. 
*) 22.—25. Mai 1882.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.