1884
25. 12.
1884
30. 12.
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macht es mit mir, während ich mit Eurer Majestät und des
Landes Dienst alle Hände voll zu thun habe, die Opposition im
Parlament; sie rauft an mir, auf die Gefahr hin, mich im
Tragen der Geschäftslast zu stören. Dabei ist sie leider viel
häßlicher als das weibliche Wesen, welches der Künstler dem
Centauren an den Bart gehängt hat. Ich werde mich indessen
dadurch nicht abhalten lassen, die Last, welche ich in Eurer
Mojestät Dienst trage, freudig und fest auf der Schulter zu
halten, so lange mir Gott dazu die Kraft und Eurer Mocjestät
Gnade erhält.
Mit den herzlichsten und ehrfurchtsvollsten Wünschen für
Eurer Mgcjestät Festfeier verbinde ich vorbehaltlich mündlicher
Wiederholung diejenigen für das kommende Jahr.
v. Bismarck.
347.
Berlin 30. 12. 84.
Die fortgesetzten Ovationen in den Adressen die Sie er-
halten?), beglücken mich nicht weniger wie Sie selbst.
Was soll aber aus der Besserung der Zustände auf die
Dauer werden, wenn, wie Madai mir heute meldete, der aus-
gewiesene Stadt Verordnete aus Berlin N. N.-) sich so zu sagen
an den Thoren Berlins in Brandenburg als Cigarren-Händler
établirt, — wenn Bebel aus Wien ausgewiesen wird und er bei
uns in dem Reichstag sitzt und seine frechen Reden halten darf?
Das zeigt meiner Ansicht nach, daß das Ausweisungs
Gesetz nicht wirken kann, wenn solche Exempel vorkommen!
und ob darin etwas geschehen, das nothwendig?
r
db Wilhelm.
*) Aus Anlaß des ablehnenden Beschlusses des Reichstags wegen
Begründung einer neuen Directorstelle im Auswärtigen Amt.
**) Auch im Original ist der Name nicht genannt.