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1852 zulegen, in der Voraussetzung, daß derselbe Eurer Königlichen
25.7. Hoheit noch nicht auf andrem Wege zugegangen ist.
Indem ich meinen unterthänigsten Dank für das gnädige
Schreiben sage, welches mir Herr v. Canitz') überbracht hat,
bemerke ich zu demselben unterthänigst, daß ich die Erklärung,
Preußen wolle die Zollfrage als eine offene und unpräjudicirte
betrachtet wissen, in Folge der erhaltenen Aufträge und in
Einklang mit den Erklärungen der Königlichen Regirung, ein-
schließlich der vom 7. Juni, habe abgeben müssen. Letztre
hält die Zollunion nur „zur Zeit“ und „dfür jetzt“ unmöglich.
Ich habe vor meiner Abreise nach Wien gegen Herrn v. Man-
teuffel den Wunsch ausgesprochen, von Hause aus erklären zu
dürfen, daß wir uns niemals auf die Zollunion einlassen würden,
damit unfre Position klarer und günstiger werde. Er erwiderte
mir, daß er selbst das auch gern gethan haben würde; es sei
aber mit unfrer bisherigen, aus dem Gang der Ereignisse
successive entwickelten Haltung nicht übereinstimmend. Er sei
mit mir darüber einig, daß wir die Zolleinigung niemals be-
willigen könnten, halte es aber politisch für richtiger, bei jetziger
Sachlage diese Ablehnung in jener milden Form auszusprechen.
Ich habe die Ueberzeugung später gewonnen, daß, mit Rücksicht
auf die Stellung unfrer Bundesgenossen, namentlich Hanovers,
diese Auffassung des Herrn v. Manteuffel die richtige war.
Von Herrn v. Manteuffel habe ich vorgestern ein Schreiben
erhalten, aus welchem ich ersehe, daß Herr Klentze bemüht ist,
Zwietracht zwischen uns beiden zu säen, und die handgreiflichsten,
von Herrn v. Manteuffel sofort als solche erkannten Unwahr-
heiten zu diesem Zweck nicht scheut“). Indessen ist mein persön-
*) Preußischer Ministerresident bei Großherzogthum Hessen, Herzog-
thum Nassau und Frankfurt a. M.
**) Vgl. Bismarcks Brief an Manteuffel vom 23. Juli 1852, Preußen
im Bundestage Bd. IV, No. 38 S. 99. — Desgl. Bismarcks Briefe an
Gerlach vom 26. Juli und 2. August 1852 (Ausgabe von H. Kohl S. 34 f.).