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anliegenden Depesche sofort die wichtigste der von uns unter II 1 1858
des Beschlußentwurfs gestellten Forderungen. 26.7.
Ich habe heut dem Grafen Rechberg“) mitgetheilt, daß wir
in der Rastatter Sache wünschen müßten, die Abstimmung über
unsern Antrag wegen Verweisung an die Militär-Commission
in der nächsten Sitzung vorgenommen zu sehn. Er wünschte
wiederum, die Sache lieber noch 8 bis 14 Tage aufgeschoben
zu sehn, um abzuwarten, ob die Verhandlungen inzwischen nicht
einen Ausweg darböten; auf meine Frage, welche Verhand-
lungen er denn meine, sagte er mir, daß Oestreich seit Wochen
bemüht sei, Baden zu einer Nachgiebigkeit zu bewegen, bisher
aber den gewünschten Erfolg noch nicht erreicht habe und nun
fürchte, daß Preußen in einem ablehnenden Votum eine Be-
leidigung finden würde. Ich entgegnete ihm, daß seit Stellung
unsres Antrags nunmehr 14, seit der Fälligkeit der Abstimmung
aber 5 Wochen verflossen seien, und so dankbar ich auch für die
Vertretung der Wünsche Preußens durch Oestreich bei der Groß-
herzoglich Badischen Regirung sei, so lasse sich doch kaum er-
warten, daß dieselbe in den nächsten 8 Tagen bessere Resultate
geben werde, als in der langen Zeit, welche bisher verflossen sei.
Wenn wir uns stillschweigend gefallen ließen, daß über unsern
Antrag nicht abgestimmt werde, so sei das gleichbedeutend mit
einer Zurücknahme desselben, und würde so aussehn, als ob
wir froh wären, wenn Oestreich es einstweilen bei der von uns
angefochtenen Kriegsbesatzung in statu quo beließe. Die offi-
ziösen Blätter Oestreichs hätten es ohnehin schon als einen Act
schonender Großmuth bezeichnet, wenn nicht abgestimmt würde,
und auf dergleichen mache Preußen keinen Anspruch.
Ich blieb dabei, daß die Abstimmung stattfinden müsse;
nach derselben werde es in den Händen von Oestreich liegen,
den Verhandlungen einen Stillstand zu geben, während dessen
*) Oesterreichischer Bundestagsgesandter.