Full text: I. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Kaiser Wilhelm I. und Bismarck. (5)

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1858 der für Oestreich so günstige und für uns rechtswidrige gegen- 
26.7. wärtige Zustand fortbestehn werde, so lange mir nicht etwa 
der Befehl zugehe, unfre früheren Anträge auf Zurückziehung 
der östreichischen Kriegsbesatzung zu erneuern. 
Es ist ein eigenthümliches und für uns sehr befriedigendes 
Resultat, daß Graf Rechberg, der noch vor 6 Wochen so eilig 
in Betreibung dieser Angelegenheit war, jetzt die Abstim- 
mung fürchtet und zu hintertreiben sucht. Grade darin aber 
liegt der sicherste Beweis, daß es den Preußischen Interessen 
entspricht, dieselbe vorzunehmen; wenn sie uns in eine schlechtere 
Position brächte, so würde Graf Rechberg sie mit Eifer herbei- 
führen. Er und seine Freunde haben kein gutes Gewissen in 
der Sache, und es ist leicht möglich, daß die Majorität es den- 
noch vorzieht, für Verweisung an die Militär-Commission zu 
votiren. Geschieht es nicht, so bleibt den widersprechenden 
Regirungen jedenfalls das Gefühl, daß sie ohne Grund rück- 
sichtslos verfahren sind und an uns ein Unrecht wieder gut zu 
machen haben. Graf Rechberg hat sich auf morgen bei mir 
angesagt, um neue Ueberredungsversuche zu machen, aber die- 
selben werden keinen Erfolg haben, denn es wäre meines unter- 
thänigen Dafürhaltens ein sehr fehlerhafter Zug in diesem 
Schachspiel, wenn wir durch irgend ein Zeichen von rückgängiger 
Bewegung wieder Zweifel an der Festigkeit unsrer Entschließun- 
gen in der Hauptsache hervorriefen. 
Wenn Eure Königliche Hoheit am Donnerstag hier ein- 
treffen, so werde ich Höchstdenselben schon melden können, welchen 
Ausgang die Verlegenheit unfrer Gegner genommen hat. Einen 
neuen Beweis von seiner Wahrheitsliebe hat mein östreichischer 
College dadurch gegeben, daß er den englischen Gesandten?) ver- 
anlaßt hat nach Hause zu melden: Oestreich habe uns an- 
geboten, zur Sicherstellung der Einigkeit am deutschen Bunde, 
*) Sir Alexander Malct.
	        
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