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Berlin 5 Dezember 1862.
Eurer Majestät
1862 beehre ich mich allerunterthänigst zu melden, daß meine Verhand-
5.12. lungen mit dem General von Kunowski'), aller Bemühungen
ungeachtet, nicht zum Ziele geführt haben. In Folge dessen
setzte ich mich heut mit dem Grafen Eulenburg in Verbindung.
Er erklärte sich zwar sogleich bereit, wenn es von Eurer Ma-
jestät befohlen würde, das Handels-Ministerium zu übernehmen,
fügte aber hinzu, daß er mit sehr viel mehr Vertrauen zum
Gelingen Minister des Innern werden würde, weil er für
diesen Zweig mit besseren Vorkenntnissen ausgerüstet sei; doch
würde er wünschen, daß Herr von Jagow in dem Falle ganz
ausschiede, und für ihn der Ober-Präsident von Selchow als
Minister der landwirthschaftlichen Angelegenheiten einträte.
Herr von Selchow ist hierzu bereit, und er so wohl wie Graf
Eulenburg mit der ihnen von mir entwickelten Gesammt-Politik
des Ministeriums einverstanden.
Eure Majestät bitte ich allerunterthänigst, mir über diese
Angelegenheit einen Vortrag erlauben zu wollen, bevor ich die-
selbe mit den übrigen Ministern bespreche. Morgen um 12 ist
Ministerrath, und wenn Eure Majestät mir gestatten wollen
Allerhöchstdenselben vorher meine Aufwartung zu machen, so
bitte ich allerunterthänigst über die Stunde zu befehlen.
Gleichzeitig lege ich Eurer Majestät einige anderweite
Combinationen wegen Besetzung der diplomatischen Posten, und
die Reinschrift der Ordre wegen Beantwortung der Adressen
ehrfurchtsvoll vor.
v. Bismarck.
*) Wegen Eintritts in das Ministerium.