Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

— 102 — 
1852 stets noch, daß die Hoffnung auf Erhaltung respektive in einiger 
28.9. Zeit zu erwartende Erneuerung des Zollvereins, nicht aufzu- 
geben sei, ich habe indeß von Anfang an seinen Worten nie 
zu viel Glauben geschenkt, und weiß nicht, ob er gegenwärtig 
durch derartige Protestationen vielleicht nur das Odium, die 
Spaltung Deutschlands herbeigeführt zu haben, auf die Schultern 
seiner Collegen zu schieben versucht. Allerdings scheint es zu- 
weilen, daß Letztere, unter welchen namentlich Herr v. Baum- 
bach“") gänzlich bairisch-östreichisch gesinnt ist — ihm nicht so ganz 
mehr trauen, und daß sowohl beim Kurfürsten als bei der 
stockoestreichischen Civil-Beamtenparthei Hassenpflug anfängt, in 
den Geruch zu kommen, als sei er Preußen nicht abgeneigt! 
Hieraus mögen Sie abnehmen, wie es hier steht! Ob es noch 
möglich ist Hassenpflug für eine andre, unseren Plänen geneigte 
Politik zu gewinnen, weiß ich nicht; aber wenn man mir nur 
bedingte Ermächtigungen giebt, und vorherige Versprechen 
verlangt, wie dies wieder neuerdings geschehen — dann kann 
man wohl in dieser Beziehung nichts erwarten. Der Kurfürst 
hat, unerachtet ¾ seiner militärischen Umgebung und seines 
Hofstaats entschieden preußisch ist, seine Zustimmung zu den 
Münchener Beschlüssen gegeben; auch soll die hiesige Regierung 
die Nachricht empfangen haben, daß in Dresden, Darmstadt 
und Nassau ein Gleiches geschehen. Von Baden behauptet 
man, daß dies nicht der Fall sei, und in Stuttgart schwankt 
man noch. Ueber den Inhalt der Münchener Beschlüsse habe 
ich noch nichts in Erfahrung bringen können, da nur 3 Personen 
hierselbst solchen kennen und diese selbstredend mir Alles vor- 
zuenthalten suchen. 
Man bauet hier fortwährend noch auf Hannover, und 
schmeichelt sich der Hoffnung, daß ein dort vielleicht zu erwar- 
tendes Rücktreten vom Septembervertrag möglicher Weise unsere 
*) Minister des Aeußern und des Kurfürstlichen Haufes.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.