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1853 v. Hinckeldey, der allerdings den Vorzug hat, gar kein Prinzip,
I1.3. sondern nur sein liebes Ich zu vertreten, andererseits erschweren
nicht allein Herrn v. Manteuffel seine Stellung, sondern ich
fürchte fast, daß sie diese Stellung mehr und mehr erschüttern.
Hiezu kommen die vortrefflichen Collegen unseres Chefs, von
denen die einen ebenso kurzsichtig wie schwach, die andern
leigentlich Herr v. Bodelschwingh allein) aber ränkesüchtig sind
und sich mit großen Dingen tragen. Wie kann nun ein Reich
bestehen, das in sich selbst uneins ist? Doch ich verlasse für
heute dies Thema mit einer Bitte, welche durch das Interesse
für die Sache motivirt ist und in demselben ihre Entschuldi-
gung findet. Ew. Excellenz Auffassung, Wort und Rath gilt
bei dem Herrn Minister Präsidenten sehr viel, vielleicht so viel,
wie bei diesem seltenen Charakter überhaupt irgend eine Stimme
gelten kann. Auf Herrn v. Manteuffel ist nämlich ein Einfluß
gegen seine eignen Intentionen überhaupt nie denkbar, wohl
aber eine Ermuthigung, nach diesen Intentionen zu handeln,
ebenso möglich wie vielleicht nothwendig. Ich halte dafür,
daß, wenn Herr v. Manteuffel nicht bald zu einer recht bemerk-
baren Aktivität übergeht, er nicht dem Schicksale des Mohren
entgehen wird, der seine Schuldigkeit gethan hatte. Ihm
selbst freilich wäre damit kein großer Schade gethan, im Gegen-
theil, wenn ich persönlichen Gefühlen für ihn folgen wollte,
könnte ich ihm nur wünschen, daß er bald erlöst und einer
bessern Zeit vorbehalten werde. Aber eine pessimistische Politik
ist und bleibt immer eine schlechte, und da mit Herrn v. Man-
teuffel ein System fällt, das unter gegebenen Verhältnissen das
einzig richtige zu sein scheint, so habe ich keinen sehnlicheren
Wunsch, als ihn unter günstigeren Verhältnissen noch bleiben
zu sehen. Meine Bitte an Ew. Excellenz ist nun keine andre,
als daß Sie ihn ermuthigen, mehr aktiv zu sein, unbrauchbare
Freunde oder gefährliche Gegner zu beseitigen — überhaupt
das auszuführen zu suchen, was er für nothwendig selbst er-