Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

1854 
73. 
— 156 — 
78. 
Entwurf zu einer Erklärung in der Kammer?. 
Die Regirung Sr. Moajestät des Königs ist den Ereignissen, 
durch welche der Friede im Osten gestört und in weiterem 
Umfange bedroht ist, mit der ernstesten Aufmerksamkeit gefolgt 
und hat sich in jedem Augenblick die Pflichten gegenwärtig ge- 
halten, welche ihr einerseits durch die europäische Machtstellung 
Preußens, andrerseits durch die speziellen Verhältnisse dieses 
Landes und durch seine Beziehungen zum übrigen Deutschland 
auferlegt werden. 
In jenen Pflichten lag der Beruf Preußens, seine An- 
strengungen der Aufrechterhaltung des europäischen Friedens zu 
widmen und darf sich die Königliche Regirung dem befriedigenden 
Bewußtsein hingeben, zur Erreichung dieses Zweckes keins der 
sich darbietenden Mittel unversucht gelassen zu haben. Sie hat 
in dieser Richtung nicht nur ihren Einfluß und das Vertrauen, 
dessen sie sich bei den auswärtigen Mächten erfreut, geltend ge- 
macht, sondern auch auf den Conferenzen zu Wien ihre eifrigen 
Bemühungen mit denen von — vereinigt, um den zwischen Ruß- 
land und der Pforte entstandnen Streit zu friedlichem Austrag 
zu bringen. Die Königliche Regirung hat keinen Anstand ge- 
nommen, bei dieser Gelegenheit ihre rechtliche Ansicht von der 
Sache in den Protokollen niederzulegen und den zur Erhaltung 
des Friedens gethanen Schritten der Conferenz durch ihre Mit- 
wirkung das volle Gewicht der Gemeinschaftlichkeit zu geben; sie 
hat aber geglaubt, ehe sie über dieses Maß hinaus der Freiheit 
ihrer Entschließungen entsagte, ehe sie namentlich Verbindlichkeiten 
einging, welche unmittelbar oder mittelbar zu einer thätigen Be- 
theiligung an dem ausbrechenden Streite führen konnten, die 
  
*) Eigenhändige Aufzeichnung Bismarcks.
	        
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