Contents: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenter Jahrgang. 1891. (32)

198 Rie Gesterreichisc-Angarische Monarchie. (August 9.—Sept. 26.) 
späteren Gelegenheit mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln 
bekämpfen zu wollen. Hieraus gehe hervor, daß thatsächlich Ob- 
struktion stattgefunden habe. Ob dieses Verfahren der äußersten 
Linken der Würde des Parlaments entspreche, möge man aus den 
Auslassungen der auswärtigen Presse ersehen, die sich bereits mit 
Geringschätzung über das Verhalten des ungarischen Parlaments 
äußere. Er sei überzeugt, daß die Nation das Verhalten der äußer- 
sten Linken brandmarken werde. Die Majorität sei verpflichtet, das 
Ansehen des Parlaments zu wahren. Darum beantrage er, daß 
die Beratung der Vorlage bis zu einem Zeitpunkte aufgeschoben 
werde, wo dieselbe mit größerer Ruhe und Objektivität statthaben 
könne. 
Er beantragt daher, nachdem der § 1 angenommen, welcher das Er- 
nennungssystem anstatt des bisherigen Wahlsystems hinsichtlich der Komi- 
tatsbeamten festsetzt, es solle anstatt des jetzigen § 2 des Entwurfs der fol- 
gende § 2 in denselben ausgenommen werden: „Der Minister des Innern 
wird angewiesen, entsprechend dem in § 1 ausgesprochenen Prinzip, Gesetz- 
entwürfe über die Organe der Komitatsverwaltung und deren Wirkungzkreis, 
über die Autonomie der Komitate, über die Organisation und den Wirkungs- 
kreis der Verwaltungsausschüsse, sowie über die Verwaltungsgerichtsbarkeit 
gleichzeitig zu unterbreiten." 
Nach Annahme dieses Vorschlages (8. August) wird das Haus 
vertagt. 
9. August. Besuch König Alexanders von Serbien bei Kaiser 
Franz Joseph (s. Serbien). 
4. September. (Göpfritz.) Kaiser Wilhelm und der 
König von Sachsen wohnen als Gäste des österreichischen Kaisers 
den Manövern bei. Am Schlusse derselben äußert Kaiser Wilhelm: 
„Ich freue Mich, neuerdings Gelegenheit gefunden zu haben, die vor- 
zügliche Tüchtigkeit der österreichischen Armee zu sehen, mit deren Waffen 
und mit deren Kriegskameradschaft, wann und gegen wen immer, der Zu- 
kunft getrost entgegengesehen werden kann."“ 
26. September. (Prag.) Kaiser Franz Joseph trifft in 
Prag ein, wird mit Begeisterung aufgenommen. 
Der Bürgermeister Scholz richtet an den Kaiser eine erst in tschechi- 
scher, dann in deutscher Sprache gehaltene schwungvolle Ansprache. 
Der Kaiser antwortete 
(Deutsch): „Mit Freuden nehme Ich bei Betreten der Hauptstadt 
Meines geliebten Königreichs Böhmen die Versicherung der Ergebenheit und 
unwandelbaren Treue entgegen, die Sie namens der Bevölkerung zum Aus- 
druck gebracht haben. Ich entbiete Ihnen hiefür Meinen kaiserlichen Dank. 
Das Wohl dieses schönen und reich gesegneten Landes bildet einen Gegen- 
stand Meiner väterlichen Fürsorge.“ (Tschechisch): „Mit Interesse verfolge 
Ich die Bestrebungen, die darau gerichtet sind, die königliche Hauptstadt zu 
weiterer Blüte zu bringen und hoffe, daß die Ausstellung, die jetzt der Stadt
	        
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