Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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1854 man ihm nicht verdenken, und ohne ein Eingehen auf dieses 
22.6. Verlangen wäre das Bündniß überhaupt nicht zu machen ge- 
wesen. Hat man es aber gemacht, so mag man es immerhin 
eine verlorene Schlacht nennen — die Ansichten darüber können 
getheilt sein (ich wenigstens betrachte es nicht so) — (so) folgt 
daraus, daß man es halten und auch sich nutzbar machen muß; 
dieß kann man aber nur, indem man mit Consequenz den ein- 
geschlagenen Weg geht, sich seinerseits nicht ziehen und zerren 
läßt, vielmehr sich bemüht, zu sich zu ziehen. Ich meinestheils 
bin überzeugt, daß wir durch dies Bündniß Rußland einen 
größern Dienst erzeigt haben, als wenn wir offen für dasselbe 
Partei genommen hätten, und bin anderer Seits überzeugt, 
daß ohne dieses Bündniß wir heute entweder mit der ganzen 
Welt im Kriege wären, ohne daß Rußland uns einen Mann 
zu Hülfe senden könnte, oder mit den Westmächten in einem 
viel näheren und engeren Bunde ständen, als es jetzt der Fall 
ist. Ich kann mich in dieser Ansicht irren, aber ich glaube 
einiger Maaßen die bestimmenden Verhältnisse und Personen 
zu kennen, und nicht selten sind meine Voraussagungen ein- 
getroffen. Wenn man die Verhandlungen unbefangen durch- 
geht, so kann man nicht anders als einräumen, daß Oesterreich 
bisher correct verfahren ist. Die einzige Incorrectheit, die 
man ihm vorwerfen kann, ist die voreilige Absendung der 
Depesche nach Petersburg?), aber diese Maaßregel findet ihre 
eigene Bestrafung darin, daß wir nun an eine Antwort, die 
auf eine nicht erwiederte Invitation und vielleicht vor Eingang 
unserer Depesche ergeht, im Sinne des Bündnisses nicht oder 
wenigstens nicht strict gebunden sind. Das sind die Dinge, 
die man sich offen halten muß, ohne voreilig alle Punkte auf die 
J zu setzen. Was die Bamberger betrifft, so verdanken sie 
meinen Bemühungen die höfliche und eingehende Antwort, welche 
*) vom 3. Juni, Jasmund a. a. O. I, No. CCXXII S. 317 f.
	        
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