Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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zeugt, daß die Rolle eines Haupts der Bamberger für uns 
weder eine nützliche noch ungefährliche ist, und daß man gegen 
Oesterreich so scharf und bestimmt auftreten mag als man will, 
dieß aber doch immer am besten auf eignen Beinen und nicht 
mit Bamberger Stützen zu geschehen hat. Man darf sich dabei 
nicht von trügerischen Rücksichten leiten lassen, z. B. daß man 
dadurch eine günstigere Stellung in der Bundes-Versammlung 
gewinnen könnte u. s. w. Euer Hochwohlgeboren wissen am 
besten, wie lange dauernd und wie fest dergleichen Dinge sind. 
Nichts desto weniger will ich Euer Hochwohlgeboren ermäch- 
tigen, falls Sie einen geeigneten und ungefährlichen Weg zur 
Erreichung der Alvenslebenschen Idee zu finden wissen, dazu 
mit Vorsicht die Einleitungen zu treffen. Daß die Sache sehr 
gegenwärtigen Verhältnissen dadurch Unterstützung und mithin einen 
moralischen Beistand gewänne, so kann ich es doch nicht für correct und 
muß es in anderer Beziehung für bedenklich halten, daß der Bund nicht 
etwa mit allen Krieg führenden Mächten, sondern nur mit einem Theile 
derselben in fortgesetzte Berathungen tritt und dadurch in Verwicke- 
lungen mancherlei Art hineingezogen wird. Dagegen dürfte sich der 
Ausweg empfehlen, daß bei allen Verhandlungen und Entschließunger, 
welche sich direct oder indirect auf die Ausführung des preußisch-öster- 
reichischen Vertrages beziehen, eine Vorberathung der beiden deutschen 
Mächte mit den Bundesbevollmächtigten stattfindet und daß dies nament- 
lich auch dann und zwar zuvor eintritt, wenn Consequenzen des Ver- 
trages irgend einer Art in den Kreis der Conferenzverhandlungen 
hineingezogen werden sollen. Es ist klar, daß hierdurch eine moralische 
Hemmung Oesterreichs gegen ein zu weites Eingehen desselben auf die 
Wünsche und Interessen der Westmächte erreicht wird. Außerdem be- 
findet sich Preußen dabei auf einem bundesrechtlichen Standpunkte und 
sichert sich in einer Frage, wo seine und des Bundes Interessen zu- 
sammenfallen, die Sympathien des letzteren, ohne auf irgend eine Art 
Oesterreich ostensibel entgegenzutreten. Eurer Königlichen Majestät muß 
ich die Prüfung dieser Ansicht anheimgeben, bemerke indessen, daß, wenn 
darauf einzugehen wäre, sehr schnell gehandelt werden müßte, indem 
die Zuziehung der Bundesbevollmächtigten besonders bei dem Eingange 
der Anforderungen der Westmächte von Nutzen wäre, und letzterer leicht 
sehr bald erfolgen kann.“ 
Aus Bismarcks Briefwechsel. 18 
1854 
28. 7.
	        
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