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zeugt, daß die Rolle eines Haupts der Bamberger für uns
weder eine nützliche noch ungefährliche ist, und daß man gegen
Oesterreich so scharf und bestimmt auftreten mag als man will,
dieß aber doch immer am besten auf eignen Beinen und nicht
mit Bamberger Stützen zu geschehen hat. Man darf sich dabei
nicht von trügerischen Rücksichten leiten lassen, z. B. daß man
dadurch eine günstigere Stellung in der Bundes-Versammlung
gewinnen könnte u. s. w. Euer Hochwohlgeboren wissen am
besten, wie lange dauernd und wie fest dergleichen Dinge sind.
Nichts desto weniger will ich Euer Hochwohlgeboren ermäch-
tigen, falls Sie einen geeigneten und ungefährlichen Weg zur
Erreichung der Alvenslebenschen Idee zu finden wissen, dazu
mit Vorsicht die Einleitungen zu treffen. Daß die Sache sehr
gegenwärtigen Verhältnissen dadurch Unterstützung und mithin einen
moralischen Beistand gewänne, so kann ich es doch nicht für correct und
muß es in anderer Beziehung für bedenklich halten, daß der Bund nicht
etwa mit allen Krieg führenden Mächten, sondern nur mit einem Theile
derselben in fortgesetzte Berathungen tritt und dadurch in Verwicke-
lungen mancherlei Art hineingezogen wird. Dagegen dürfte sich der
Ausweg empfehlen, daß bei allen Verhandlungen und Entschließunger,
welche sich direct oder indirect auf die Ausführung des preußisch-öster-
reichischen Vertrages beziehen, eine Vorberathung der beiden deutschen
Mächte mit den Bundesbevollmächtigten stattfindet und daß dies nament-
lich auch dann und zwar zuvor eintritt, wenn Consequenzen des Ver-
trages irgend einer Art in den Kreis der Conferenzverhandlungen
hineingezogen werden sollen. Es ist klar, daß hierdurch eine moralische
Hemmung Oesterreichs gegen ein zu weites Eingehen desselben auf die
Wünsche und Interessen der Westmächte erreicht wird. Außerdem be-
findet sich Preußen dabei auf einem bundesrechtlichen Standpunkte und
sichert sich in einer Frage, wo seine und des Bundes Interessen zu-
sammenfallen, die Sympathien des letzteren, ohne auf irgend eine Art
Oesterreich ostensibel entgegenzutreten. Eurer Königlichen Majestät muß
ich die Prüfung dieser Ansicht anheimgeben, bemerke indessen, daß, wenn
darauf einzugehen wäre, sehr schnell gehandelt werden müßte, indem
die Zuziehung der Bundesbevollmächtigten besonders bei dem Eingange
der Anforderungen der Westmächte von Nutzen wäre, und letzterer leicht
sehr bald erfolgen kann.“
Aus Bismarcks Briefwechsel. 18
1854
28. 7.