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112.
König Friedrich Wilhelm IV. an König Johann
von Sachsen.
Charlottenburg den 18. Januar 1855.
Allertheuerster Freund,
Als Haupt-Antwort auf Deinen so interessanten und lieben 1855
Bries, send ich Dir anliegend den Entwurf einer Note'), die für 18.1.
die deutschen Höfe bestimmt ist. Ich hoffe (aber weiß es nicht)
daß ihr Inhalt Deine Wünsche befriedigen wird. Antworte
mir offen und unumwunden. Sage mir vor Allem, was Du
als ein Mehreres wünschen möchtest und in wie weit Du das
Auftreten Preußens in Teutschland und in specie zu Frankfurt
etwa noch amplificirt, kühner, deutlicher, Andere für die gute
Sache (der Blut-Ersparniß teutscher Landes-Kinder) gewinnender
wünschen möchtest. Ich bin Dir nur gar zu gern gehorsam
und sagst Du „nicht 10 sondern 12“, es fehlt noch der und der
Drucker, so thue ich es; wenn es irgend möglich ist.
Ad vocem Usedom kann und will ich Dir mit unumwun-
dener Offenheit dienen. Ich habe durch ihn den Engl. Hof
und Cabinet wissen lassen, 1. Ich hätte meine Stellung als
Mitglied der Wiener Conferenz und Consignataire des Proto-
kolls vom 9. April“) allertreulichst erfüllt, auch dann noch, als
die übrigen Mächte mir angekündigt „ich sey aus der — Conferenz
ausgeschieden“ (wegen Alvenslebens Privat-Weigerung, einer
anzusetzenden?.) Berathung derselben beizuwohnen) 2. Diese
meine Stellung, als Glied der Wiener Conferenz, die eine frei-
willige gewesen, wolle ich nunmehr, wenn England es wolle,
*) Vom 17. Januar 1855, Text in Jasmund a. a. O. I., No. CCTCII
S. 416 f., Manteuffels Denkwürdigkeiten III, 6 f.
**) Jasmund a. a. O. I, No. CCXIX S. 209f#.
*7) Zweimal unterstrichen.