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erste handelt es sich darum, Deutsche Politik zu treiben, und
in dieser findet unsere europäische Position den unerläßlichen
Boden. Wir müssen uns aber auch davor hüten, blos als eine
Avantgarde von Rußland zu erscheinen, sonst ist die Agitation
gegen uns allzuleicht.
Den kleineren deutschen Genossen gegenüber ist es erforder-
lich, mit voller Sicherheit und vollem Selbstbewußtsein auf-
zutreten, nicht um ihre Allianz zu werben, sondern uns zu ihrem
Schutze bereit zu erklären, doch nur auf dem Boden der Bundes-
verträge, die zur Zeit ganz Europa gegenüber einen festen
rempart bilden können.
Ihre Ansicht über das Unzweckmäßige der Wedellschen
Sendung) erkenne ich vollständig an; es schwächt unsern
gegenwärtigen Sieg über Oestreich vollständig ab; und wird
nach dieser Richtung hin exploitirt werden.
Jetzt Festigkeit und Courage in Berlin, so ist alles ge-
wonnen, nur muß man wissen, welchem Ziel man zusteuert,
und nicht bloß, wie man Verlegenheiten aus dem Wege
gehen will.
In Berlin ist alles zu durchsichtig, und das macht es un-
möglich, im Auslande das volle moralische Gewicht Preußens
zur Anerkennung zu bringen.
Theilen Sie mir wiederum durch Ihre Fingerzeige einige
Gesichtspunkte mit, die mir hier dienen können. Ich bin jetzt
wieder recht thätig und gern.
General Willisen und Schlegell sind hier angelangt, um
Minisbüchsen zu besehen. Eine militairisch-politische Bedeutung
hat ihre Sendung nicht. Doch wird man dies glauben, und
das thut zur Zeit nichts.
*) nach Paris. Zweck der Sendung Wedells, wie der Usedoms
nach London war zu ermitteln, ob und auf welcher Basis Preußen
seinen Beitritt zur Convention vom 2. December 1854 vollziehen sollte.
Aus Bitzmarcks Briefwechsel. 16
1855
2. 2.