Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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resp. gedroht wird, ohne daß die Grenze berührt oder ein Mann 1855 
in Bewegung gesetzt wird. Während dieser Zeit, die beliebig 5.2. 
ausgedehnt werden kann, Truppen aufzustellen, ist für uns fast 
unmöglich. Ich bin übrigens der festen Ueberzeugung und es 
wird wichtig sein, diese den süddeutschen Regierungen beizu- 
bringen, daß ehe man unserer nicht ganz sicher ist, keine 
60000 Franzosen nach den Donau-Fürstenthümern marschiren, 
noch weniger in Süddeutschland sich etabliren, vorausgesetzt 
freilich, daß die süddeutschen Staaten nicht selbst die Garantie 
ihrer Sicherheit übernehmen und ihre Armeen mit den fran- 
zösischen vereinen. Etwas Muth sollten diese Herren doch auch 
wenigstens affectiren. 
Ueberhaupt kann ich nicht dringend genug warnen, diesen 
Herren und ihren Gesandten zu viel zu trauen. Eine halbe 
Stunde, nachdem ich Euer Hochwohlgeboren Schreiben von 
vorgestern') erhalten, erfuhr ich, daß man im französischen 
Gesandtschafts-Hötel sogar die Worte kannte, welche Euer Hoch- 
wohlgeboren in jenem Schreiben und vermuthlich auch in der 
darin erwähnten vorläufigen Besprechung) gebraucht hatten. 
Namentlich wurde mir gesagt, Euer Hochwohlgeboren hätten 
vorgeschlagen, vorläufig Herrn Prokesch einen Blick in das 
Arsenal thun zu lassen, welches die Bundes-Verfassung gegen 
Oesterreichs Vorgehen biete, und hätten die Zusicherung ertheilt, 
daß in den westlichen Provinzen Preußens einige Armee-Corps 
mobil aufgestellt werden würden. Herr Moustier versichert, 
daß ihm dieß von einem der Herrn, die Euer Hochwohlgeboren 
zu Ihren besten Freunden rechnen, unmittelbar direct mit- 
getheilt worden. Ob dieß möglich, werden Euer Hochwohl- 
geboren am besten zu beurtheilen im Stande sein. 
*) Preußen im Bundestag II, No. 85 S. 133 f. 
**) mit den Bundestagsgesandten von Württemberg (v. Reinhard), 
Sachsen (v. Nostitz u. Jänckendorf) und Mecklenburg (v. Oertzen-Leppin).
	        
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