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nirt sey über Oesterreich, und jetzt agirt er dessenohngeachtet
gegen uns.
Die Sache ist hier aber eine andere, und ich werde sie,
soweit es geht, auch persönlich aufnehmen.
Willisen hat hier durchaus nicht politisirt. Er kam von
Erfurt, nicht aus Berlin und reiste von hier nach Suhl zu der
Gewehrfabrik.
Sein Auftreten hat aber alles in Bewegung gesetzt und
ist möglicherweise geschickt benutzt worden, um Baden noch weiter
nach Oestreich hinüberzuführen, damit der Verdacht ganz weg-
fiele, als handle es sich um einen militairischen Anschluß an
Preußen.
Die Berichte des Herrn v. Meysenbug') aus Berlin,
der sehr genau mit Esterhazy zusammenhängt, mögen hier
auch dahin gewirkt haben, daß man an ein schnelles und
plötzliches Umschlagen von Preußen zu den Westmächten ge-
glaubt hat.
Unser Kampf mit Oestreich, auch der diplomatische, ist
ein ungleicher. Bei Oestreich setzt man die größte Festig-
keit voraus, bei unserem Cabinet schließlich immer Nachgiebig-
keit. Ersterem sind alle Mittel gleich, um zum Erfolg zu
kommen, wir können weder versprechen noch drohen! Das
fühlt sich in kritischen Momenten, so wie in dem gegenwärti-
gen, gleich durch.
Niemand fürchtet uns, und dafür hat unsere Politik seit
1848 redlich gesorgt.
Ganz der Ihrige.
Savigny.
Carlsruhe, d. 8. Februar 1855.
*) Badischer Gesandter in Berlin.
1855
8. 2.