Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

1855 
– 250 — 
Bitte darüber einige Worte Antwort. 
Hier ist man viel vorsichtiger geworden; der Regent hat 
wohl eingesehen, daß der Gang seines Ministers ihn isoliren 
werde, und daß er sich Preußen entfremde, was er natürlich 
weniger wünscht als sonst jemand. 
Die Anwesenheit Ihres Collegen Kielmansegge hat seiner 
Zeit in Carlsruhe ganz gut gewirkt. Ich fand den Hannoveraner 
in der Orientalischen Sache sehr vernünftig. Er gestand es, 
daß ihm Graf Rechberg nach seiner Ankunft in Frankfurt a M.) 
gesagt habe: „Prokesch überläßt mir die Oesterreichische Stimm- 
führung ganz isolirt in der Bundesversammlung, wir haben 
vorläufig alles Terrain verloren.“ Hat Rechberg seitdem wieder 
Stimmen gewonnen? 
Wie liegt die Sache überhaupt für uns, haben unsere Ge- 
nossen einigermaßen Muth, bei ihrer bessern Ueberzeugung fest 
auszuharren? 
Die Zeit ist jetzt für uns, nutzen wir diesen günstigen Um- 
stand! 
Regierungen gerichtet. Sie enthielt die Frage, ob sie, falls kein dem 
österreichischen Antrag günstiger Beschluß am Bunde zu Stande komme, 
bereit seien, ihre Truppen Oesterreich zur Verfügung zu stellen, gegen 
Gewähr ihres Besitzstandes und einen entsprechenden Antheil an dem 
durch den Krieg erlangten Gewinn (Jasmund a. a. O. I, No. CCKCH 
S. 415 f.); vgl. Manteuffels Erlaß vom 30. Januar an den Gesandten 
Graf Arnim in Wien, Denkwürdigkeiten III, 7f.; ihr folgte am 
25. April eine zweite mit der Androhung des Austritts Oesterreichs 
aus dem Bunde, wenn sich die deutschen Bundesgenossen nicht durch 
Bundesbeschluß oder einzeln in verbindlicher Weise für Oesterreichs 
Politik erklärten, vgl. Bismarcks Berichte vom 30. April, 5., 8., 18. Mai, 
9. u. 12. Juni, Preußen im Bundestag II, No. 119 S. 216, No. 122 
S. 220 f., No. 123 S. 222 f., No. 124 S. 223 ff., No. 129 E. 231 ff., 
No. 130 S. 234. Mit dem zuletzt erwähnten Schreiben übersandte 
Bismarck dem Minister eine Abschrift der Depesche. 
*) Am 3. März führte Freiherr v. Prokesch den Grafen Rechberg 
als seinen Stellvertreter in die Bundesversammlung ein.
	        
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