1869
24. 6.
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daß diese Schritte in Petersburg einer möglichst friedlichen und
eingehenden Aufnahme begegnen, um dadurch unser Cabinet
auf dem Standpunkt der Gemeinsamkeit mit den andern neu-
tralen Mächten so lange als möglich festzuhalten. Gar zu
lange darf die Ungewißheit freilich auch nicht dauern, denn das
halten wir nicht aus; da ganz in der Kürze eine große Schlacht
bevorzustehen scheint'), ist indeß auch zu hoffen, daß bald der
Moment der friedlichen Intervention gekommen sein wird. Die
Richtigkeit des von Ihnen selbst vielfach angedeuteten Factums,
daß mancherlei gegen Ihre Person und gegen Ihre amtliche
Wirksamkeit gerichtete Insinuationen hierher gelangt sind, ver-
mag ich allerdings nicht in Abrede zu stellen, kann jedoch zu-
gleich hinzufügen, daß es mir gelungen ist, mit Ihren Berichten
in der Hand denselben mit Effekt entgegenzutreten. Wenn ich
mir nichtsdestoweniger die Bitte gestatte, daß Euer Hochwohl-
geboren Sich auch in Ihren außeramtlichen Gesprächen und
Beziehungen möglichst dem Standpunkte Ihrer Regierung con-
sormiren möchten, so ist diese Bitte vielleicht ganz überflüssig,
allein der Wunsch, den Angriffen der Gegner nach keiner Seite
hin eine Blöße darzubieten, hat mich dennoch vermocht, sie
Ihnen auszusprechen.
Die militärische Deputation zur Einweihung des Denk-
mals für Kaiser Nicolaus wird in Petersburg erscheinen und
mit ihnen der erst perhorrescirte, nun erbetene Münster?).
Der Prinz-Regent ist auf diese Idee sehr bereitwillig eingegangen
und freut sich im Grunde, daß auf diese Weise der ihm selbst
sehr schmerzliche Mißton in den Beziehungen zu seinem kaiser-
lichen Neffen definitiv beseitigt wird.
Die Bewilligung des von Ihnen für nächsten Monat ge-
*) Sie wurde am selben Tage bei Solferino geschlagen.
*) Graf Hugo zu Mülnster, früher Militärbevollmächtigter in
Petersburg.