1859
25. 9.
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in welcher wenigstens die Mangelhaftigkeit der Bundes-Ver-
fassung anerkannt würde.
Ich gehe heut nach Reinfeld bei Zuckers in Pommern ab;
für meine Reise mit Familie nach Petersburg wollte ich mir
einen großen Diligence-Wagen auf die Gränze bestellen, wozu
ich die Bestellung etwa 10 Tage vorher machen muß. Ich
würde daher Eurer Excellenz sehr dankbar sein, wenn ich
Weisungen, die auf Beschleunigung oder Verzögerung meiner
Reise von Einfluß wären, nach Reinfeld zeitig zugeschickt erhielte.
v. Bismarck.
149.
Minister v. Schleinitz an Bismarck.
Baden d. 29. Sept. 1859.
Verehrter Freund,
die Art und Weise, wie Sie das Thema der Entrevue mit
Herrn v. Budberg besprochen, ist in vollster Uebereinstimmung
mit dem, was unser Allergnädigster Herr in dieser Beziehung
denkt und wünscht. Zwar meint S. Königliche Hoheit, daß, da
Niemand, selbst nicht die eignen Geschwister den kranken König
sehen, auch der Kaiser von Rußland füglich dieselbe Position ac-
ceptiren könne und sich aus diesem Grunde von einem Besuche in
Berlin nicht abhalten zu lassen brauche. Allein auch der Prinz ist
der Ansicht, daß unter den obwaltenden Umständen eine Zu-
sammenkunft an einem dritten Orte vielleicht vorzuziehen sei,
und er erklärte sich mit Breslau vollkommen einverstanden. Ich
werde nun entweder durch Loen, von dem weder der Prinz noch
ich wissen, ob er den Kaiser auf seiner Reise begleitet oder nicht,
sich Rechberg gewendet, um über den Herzog Beschwerde zu führen,
erhielt aber von dort eine ziemlich scharfe Antwort, vgl. Herzog Ernst,
Aus meinem Leben II, 522 f.