Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

1860 
3. 8. 
— 314 — 
Mein Circular-Erlaß wegen der Trennung der Materien, 
auch in den Immediatberichten, hatte wesentlich eine Erleichte- 
rung unserer Canzlei zum Zweck, da deren Kräfte zur Be- 
wältigung der massenhaften Schreiberei kaum noch ausreichen. 
Die Schwierigkeiten, die eine solche Trennung oft darbieten 
mag, verkenne ich keineswegs, und es muß natürlich in dieser 
Beziehung der discretionären Beurtheilung jedes Missions-Chefs 
überlassen werden, in wie weit er in jedem einzelnen Falle die 
allgemeine Regel festhalten zu können glaubt. Wegen Ab- 
stellung der Mißbräuche, die mit dem Depeschenbeutel getrieben 
werden und auf die mich aufmerksam gemacht zu haben, ich 
Ihnen sehr dankbar bin, habe ich das Erforderliche angeordnet. 
Welche Bewandtniß es mit der die Fortsetzung der Werke 
Friedrichs II. enthaltenden Kiste hat, ist jetzt von mir auf- 
geklärt und Ihnen mitgetheilt worden. Nachdem aber einmal 
die Eröffnung an Gortschakow gemacht worden, bleibt nichts 
übrig, als sie in Erfüllung gehen zu lassen; indessen glaubt der 
Prinz, daß es genügt, wenn Sie im Auftrage S. Königlichen 
Hoheit das Geschenk mit einigen verbindlichen Worten an den 
prince-ministre begleiten. — Den Dank, den Sie mir dafür 
spenden, daß Ihnen Ihre letzte Gehalts-Rate ohne Abzug gezahlt 
worden ist, wünschte ich in noch höherem Grade verdienen zu 
können, als es in der That der Fall ist. Während meines Auf- 
enthaltes in Baden war mir der Entwurf einer Verfügung an 
Sie vorgelegt worden, durch welche Ihnen die Herauszahlung 
einer sehr namhaften Summe aufgegeben wurde. Ich nahm 
Anstand, diese Verfügung zu zeichnen, da mir die ganze Sache 
doch einigermaßen zweifelhaft erschien, und ich mir eine nähere 
Prüfung vorbehalten wollte. Auf diese Weise schwebt die 
Sache noch, und ich werde mir demnächst nochmals einen gründ- 
lichen Vortrag über dieselbe halten lassen. Was ich irgend mit 
meinem Gewissen verträgliches zu einer für Sie möglichst be- 
friedigenden Lösung thun kann, soll gewiß geschehen. Vielleicht
	        
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