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170.
Flügeladjutant v. Schweinitz an Bismarck.
Geehrter Herr v. Bismarck!
1862 Se. Königliche Hoheit der Kronprinz trägt mir auf, Ihnen
15. 11. für Ihre Mittheilungen per Feldjäger zu danken und Ihnen
zu sagen, daß er im Augenblick keine Zeit habe, Ihnen zu
antworten, fernere Briefe ihm aber erwünscht sein würden. Ich
bemerkte Sr. Königlichen Hoheit, daß es gar nicht Ihre Absicht
sei, ihn zu einer politischen Korrespondenz zu nöthigen, sondern
daß Sie es nur für nothwendig erachteten, daß er im Zu-
sammenhang mit den Vorgängen bliebe. Der Prinz sagte dann
noch, ich möge Ihnen schreiben, daß er Ihnen seine hier
empfangenen Eindrücke mündlich mittheilen werde.
Nachdem ich mich hiermit des hohen Auftrages entledigt,
erlaube ich mir Folgendes vertraulich hinzuzufügen:
Der Kronprinz, gewöhnt von seinen Onkels 2c. besonders
aber von den höchsten Dienern des verstorbenen Königs ignorirt
oder geringschätzend behandelt zu werden, ist empfänglich für die
Ihm zukommenden Aufmerksamkeiten; Ihr erstes Schreiben,
welches ich überbrachte, und mehr noch die Sendung eines
Couriers haben den Prinzen angenehm berührt.
Daß Se. Mojestät nicht nach England gereist sind), wie
es Sein Wunsch war, giebt man an Bord der Osborne Ihnen
Schuld; die Frau Kronprinzessin bedauerte es lebhaft.
Hier in Neapel hat der Prinz nichts von dem angenommen,
was ihm von Seiten des Gouvernements angeboten wurde;
nur als die Herrschaften den Vesuv besteigen wollten, theilte
ich es dem General Lamarmora mit und stellte ihm anheim,
einige Sicherheitsmaßregeln zu treffen: er ließ einige Com-
*) Zum Besuch der Weltausstellung.