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monarchische Staatsgedanke sei. Die Sozialdemokratie rechnet
Verf. nicht zur Demokratie; sie wird einfach als „unpatriotisch“
bezeichnet und Verf. scheint von ihr ernste Gefahren für die
deutsche Staatsentwickelung nicht zu befürchten.
Im Eingang seiner Darstellung erwähnt Verf. eine Bemerkung
ÜHERBULIEZ’s: andere Staaten hätten mit einem kompakten Terri-
torium begonnen und dann ihre Grenzen allmählig vorgeschoben;
Preussen dagegen habe mit der Bezeichnung der Grenzen be-
gonnen und diesen weit vorgeschobenen Grenzen allmählich das
Territorium eingefügt. Diese Bemerkung ist richtig und trifit
den Kernpunkt der preussischen Staatsgeschichte von 1609 bis
1866/70. Aber den Stand des heutigen deutschen Bundesstaats-
lebens unterschätzt Verf. doch, wenn er meint: im deutschen
Bundesstaat: „all is inequality*“ und Preussen herrscht allein.
Wir haben in Preussen jetzt manchmal die entgegengesetzte
Empfindung. Aber verständige Erwägung wird im Hinblick
auf die Gebiets- und Bevölkerungsunterschiede die Hegemonie
Preussens als notwendig einsehen. Und historische Erwägung
wird diese Hegemonie als das grosse Ergebnis der Welt-
geschichte anerkennen, denn Preussen und die Hohen-
zollern haben das heutige Deutsche Reich und seine
Grösse geschaffen, die nun auch die Angehörigen der
Mittel- und Kleinstaaten bis an die äussersten Enden
der Erde trägt und behütet.
Damit scheiden wir dankbar von dem schönen, an Gedanken
und anregenden Gesichtspunkten reichen Werke des amerikani-
schen Verf., dessen Fortsetzung wir erbitten und erwarten.