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1863 gänger, die in der Idee, dem Kaiser zu Gefallen zu thun,
21. 6. durchgingen und, einmal über das Ziel hinausgeschossen, vom
Herrn im Stich gelassen wurden.
Ich habe mir angelegen sein lassen, während meines Aufent-
haltes in Fontainebleau soviel wie möglich unbekannte Geschichten
über die Gräuelthaten der Polen zu erzählen, die direkt oder in-
direkt dem Kaiser zu Ohren kommen. Dabei ist mir Heeckeren')
behülflich gewesen, die bekannte Trompete des hiesigen Terrains.
Dieser, der immer in Geldunternehmungen steckt und deshalb
Frieden braucht, hat dem Kaiser tagtäglich von dem Abschen
der Departements vor einem Krieg für Polen vorgepredigt.
Seine Berichte haben einen gewissen Werth, weil er als Wahl-
Agitator in den Elsaß geschickt worden (war) und dort einen
namhaften Sieg für die Regierung davon getragen hatte.
Ich habe Metternich"*), nicht in Ihrem Auftrag sondern
als eine Privatbemerkung gesagt, daß er sich durch seine politische
Haltung hier bei allen Cabinetten und namentlich bei den Con-
servativen in Deutschland mehr oder weniger verdächtig gemacht
habe. Er erwiederte mir, daß er dies wohl wisse, daß er aber
nicht anders handeln könne, weil Oestreich vor Allem Frieden
brauchte und man, wenn Frankreich wolle, auf allen Seiten
bedroht sein würde. Außerdem sei er auch überzeugt, daß die
Theilnahme Oestreichs an den Collectiv-Schritten der West-
mächte diese eher zurückhalten als vorwärts treiben 2c. 2c.
Er wird jetzt begreiflicher Weise sehr cajolirt; ich bin aber nicht
der Ansicht andrer, welche behaupten, daß Metternich die
östreichische Politik seiner angenehmen Hofstellung zum Opfer
bringe; er pflegt seine Hosstellung mit großer Sorgfalt, um
eben seiner Politik zu dienen.
Aus den Zeitungen ersehe ich, daß Sie nicht mit nach
*) Baron v. Heeckeren, französischer Senator, der von Kaiser
Napoleon III. wiederholt zu vertraulichen Missionen benutzt wurde.
**) Fürst Richard Metternich, österreichischer Botschafter in Paris.