Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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Es ist überflüssig, ein Wort darüber zu verlieren, wie sich 
die Verordnung zu der Achtung und dem Wohlwollen verhält, 
die einem willigen, loyalen Volk gebühren, das aber, weil die 
Regierung seine Stimme nicht hören will, zur Rolle des 
Stummen verurtheilt wird. 
Und welches sind die Erfolge, die Sie sich von dieser 
Politik versprechen? Beruhigung der Gemüther, Herstellung 
des Friedens? 
Glauben Sie durch neue Kränkungen des Rechtsgefühls 
die Gemüther beruhigen zu können? 
Aber freilich, Sie erwarten einen günstigeren Erfolg neuer 
Wahlen ). Mir scheint es gegen die menschliche Natur zu sein, 
einen Umschwung von Stimmungen zu hoffen, welche durch 
das Verfahren der Regierung nur fortwährend gesteigert und 
gereizt werden. 
Ich will Ihnen sagen, welchen Erfolg Ihrer Politik ich 
vorhersehe: 
Sie werden so lange an der Verfassung deuteln, bis die- 
selbe ihren Werth in den Augen des Volks verliert. Sie werden 
dadurch einerseits anarchische Bestrebungen, die über die Ver- 
fassung hinausgehen, wachrufen. Sie werden andererseits, 
mögen Sie es wollen oder nicht, von einer gewagten Inter- 
pretation zur anderen, bis zu dem Anrathen des nackten unver- 
schleierten Verfassungsbruchs getrieben werden. 
Diejenigen, welche Seine Majestät den König, meinen 
allergnädigsten Herrn Vater, auf solche Wege führen, betrachte 
ich als die allergefährlichsten Rathgeber für Krone und Vater- 
land#93. Friedrich Wilhelm KP. 
P. s. 
Ich habe schon vor dem 1. Juni d. J. von dem Recht, 
den Sitzungen des Staatsministeriums beizuwohnen, nur sehr 
eingeschränkten Gebrauch gemacht. Sie werden es nach meinen 
1868 
30. 6. 
1863 
2. 7.
	        
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