Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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durch unnütze Nadelstiche die Existenz der kleinen Staaten fühl- # 
bar zu machen und dadurch bei Ersteren den Wunsch zu nähren, 6 
Letztere verschwinden zu sehen. Er ist vollkommen davon über- 
zeugt, daß die Norddeutschen Fürstenthümer ihre natürliche An- 
lehnung an Preußen haben, und sagte mir u. a: „so lange 
Herr von Bismarck am Ruder ist, und die wahren Grund-An- 
sichten Sr. Majestät des Königs durch ihn unterstützt werden, 
so lange sind wir sicher, daß unsere Rechte nicht geschmälert 
werden, und so lange können wir auch vertrauensvoll der 
Führung Preußens in der großen Politik folgen.“ Er gab 
mir vollkommen Recht, als ich ihm bemerklich machte, daß, 
wenn in Berlin der Kampf gegen die Revolution und also 
auch für alle deutsche Fürsten ausgefochten würde, man auch 
Preußischerseits verlangen könnte, von Letzteren in diesem Kampfe 
unterstützt zu werden und nicht, wie dies leider so viel geschähe, 
durch kleinlichen Particularismus in dem Fortschreiten auf diesem 
Wege aufgehalten zu werden. 
Er klagte über die Unfähigkeit der meisten seiner Standes- 
genossen, diese Wahrheit einzusehen, und darüber, daß seine 
Bemühungen, dieselben davon zu überzeugen, immer gescheitert 
wären. In Wien sei man mit seiner Hinneigung zu Preußen 
sehr unzufrieden, um so mehr, als man bisher immer gewohnt 
gewesen wäre, auf ihn rechnen zu können, und habe er schon 
verschiedene ungnädige Aeußerungen von Seiten des dortigen 
Hofes erfahren müssen. 
Der Regierungs-Präsident von Lauer, ein durchaus con- 
servativer Mann, der wohl früher mehr östreichische Sympathien 
gehabt hat, stimmt nunmehr in allen Stücken mit seinem Fürsten 
überein. 
Wenn Sie in dem Fürsten einen ergebenen Freund haben, 
so sind Sie bei der Fürstin Mutter") schon bis in das Stadium 
6%% Ida, geb. Prinzessin von Waldeck und Pyrmont.
	        
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