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Ich finde auch in der Denkschrift zu meiner Befriedigung 1867
einen großen Theil dessen wieder, was Sie mir damals mündlich 21.2.
sagten, obschon Sie meiner Erinnerung nach in jener Unter-
redung die Nothwendigkeit der nationalen Einheit und den bloß
provisorischen Charakter des Norddeutschen Bundes u. s. w.
stärker und entschiedener betonten, als in der Denkschrift ge-
schieht.
Da mir über den Abschluß der militairischen Convention
mit Sachsen nichts Zuverlässiges bekannt geworden ist, außer
dem, was ich in sächsischen Zeitungen gefunden habe, so vermag
ich auch nicht mich über denselben zu äußern. Ich kann nur
wünschen, daß Preußen ein gewichtiges Recht vorbehalten ge-
blieben ist, um seinen Einfluß auf die königlich sächsischen Truppen
zu allen Zeiten geltend zu machen, so daß im Großen und
Ganzen der König von Preußen jenen Truppenkörper gleich
den preußischen Armee-Corps in der Hand haben wird.
Es ist unmöglich zu verkennen, daß die Gefahr für unsere
Politik in der Mißgunst und dem Ehrgeiz Frankreichs liegt.
Dieser Gefahr müssen wir muthig ins Auge blicken, aber fie
ist zu groß, als daß wir sie provociren dürften. In dieser
Beziehung ist mir beruhigend, daß Sie mir am 31ten Januar
Ihren entschiedenen Wunsch äußerten, einen Krieg mit Frank-
reich zu vermeiden.
Lassen Sie mich nur noch die Hoffnung ausdrücken, daß es
Ihnen gelingen möge, jene Grundsätze nationaler Politik in der
Behandlung unseres Verhältnisses zu Süddeutschland und zu
den ihrer Souverainetät müden kleinen Fürsten erfolgreich zur
Anwendung zu bringen — nicht minder in der Lenkung des be-
vorstehenden Reichstags, welche gewiß viel Geduld und vielleicht
mitunter, um mich der Worte Ihrer Denkschrift zu bedienen,
den Verzicht auf die Befriedigung natürlicher Regungen der
Empfindlichkeit von unserer Seite in Anspruch nehmen wird.
Im Hinblick auf den Reichstag beklage ich, daß Sie es