— 435 —
verstanden ist, setze ich voraus, ersuche Sie eventuell es zu
constatiren und mir dann den ad regem zu richtenden Antrag
entwerfen zu wollen. Die Motivirung könnte das Bedürfniß
präciserer Einheit der Bundesfinanz-Verwaltung mit der Preußi-
schen hervorheben, und nebenher, für den König aber von
durchschlagendem Gewicht, die Erleichterung, die für mich daraus
hervorgeht, daß der Finanzminister nicht durch mich, sondern
direct seine Verständigung mit dem Bunde und in demselben
bewirkt. Das letztre Motiv militirt auch vorzugsweise für Ihre
eigne Betheiligung an den Sitzungen der Preußischen Minister.
Die Maßregel muß nicht als eine politische, sondern als Ge-
schäftserleichterung Sr. Majestät vorgetragen werden. Das
principielle Einverständniß des Königs habe ich in diesem Sinne
auf mein Ihnen bekanntes Schreiben bereits erhalten. Um
den formalen Antrag zu stellen, muß ich die Sache aber erst
im Staatsministerium zur Sprache bringen. Schwierigkeiten
erwarte ich dort nicht, denn sachlich könnte ja nichts dagegen
eingewendet werden, wenn Sie als generell von mir substituirt
in jeder Sitzung erschienen. Daß der König Ihnen dabei den
Titel als Staatsminister giebt, halte ich unentbehrlich, wegen
Ihrer Stellung im Bundesrathe. Ich möchte, daß es dabei
bliebe, daß Friesen?), wenn er da ist, präsidirt, und Sie, wenn
er nicht da ist. Zu diesem Behufe müssen Sie Sich aber, wenn
mehre unfrer Minister eintreten, den Titulaturwechsel gefallen
lassen; der des Präsidenten des B. K. A.““), dem Sie einen so
guten Namen gemacht haben, kann ja der übliche und geläufige
bleiben, wird aber ein für alle Mal, wie ich glaube, eine
ministerielle Stellung werden müssen, ein Minister für Bundes-
angelegenheiten. Ich denke mir, daß mit der Zeit der Kanzler
für innere Bundessachen eine Art von Mikado und der Präsident
der Taikun werden wird.
*) Kgl. Sächsischer Minister und Bevollmächtigter zum Bundesrath.
**) Bundeskanzler-Amts.
1869
5. 11.