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haben, wo es mir vergönnt war, wenn auch als unterer Werk= 1873
meister, an dem Werke unserer Zeit, dem neuerstandenen Deut= 19. 11.
schen Reiche, mitzuhelfen, bewegt mich in dem wichtigsten Ab-
schnitt meines Lebens, meinem Regierungsantritte, auch Ihnen
zu nahen.
Bei der schwierigen Stellung, schwieriger noch als Nach-
folger eines Königs, der außer der Liebe seines Volks ein
Ansehen und Einfluß genoß weit über seine Stellung hinaus,
bedarf ich der Unterstützung, wohl auch des guten Raths. An
wen könnte ich mich wohl besser wenden als an den Kanzler
des Deutschen Reichs, der so oft erklärt, er gehöre allen
Bundesfürsten gleichmäßig an. Mit vollem Vertrauen wende
ich mich daher an Sie, wenn ich der Hilfe gebrauchen sollte,
wenn ich weisen Rathes bedürfte. Seien Sie dagegen ver-
sichert, auch ich werde Alles, was Sie zum Heile des Reichs
und deutschen Volks unternehmen, so kräftig unterstützen, als
es meine geringen Mittel erlauben, und hoffe ein werkthätiges
Mitglied, eine feste Stütze des Gebäudes zu sein, das mir
vergönnt war mit dem Schwerte aufrichten zu helfen.
Indem ich bitte, diese Zeilen nicht übel zu deuten, die Sie
vielleicht in Ihrem Tusculum stören, verbleibe ich
Ihr ergebener
Albert, K. v. Sachsen.
278.
Staatssecretär B. v. Bülow an Graf H. Bismarck.
B. 6. 7. 74.
Für alle Fälle, lieber Herr Graf, habe ich Sie benach= 1874
richtigen wollen, daß es nach einigen Details, die mir von «
München über den im katholischen Franken künstlich genährten
Fanatismus zugingen, gerathen erschienen ist, von dem An-