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sein würde, das landwirthschaftliche Ministerium zu übernehmen. 1874
Die darüber geführte Korrespondenz ergab das Resultat, daß *
Friedenthal überhaupt davon abrieth, derzeit einen besondern
landwirthschaftlichen Minister zu ernennen, daß er vielmehr
empfahl, die provisorische Einrichtung der Verbindung mit dem
Handelsministerium fortdauern zu lassen, bis daß die Gesetz-
entwürfe über die Provinzialverbände u. s. w. festgestellt sein
würden. Die Antwort ergab, daß Friedenthal der Anfrage von
Achenbach wohl eine allzu theoretische Deutung gegeben hatte,
er wurde daher von Letzterem veranlaßt, sich zu einer Unter-
redung mit ihm in Berlin einzufinden, was Friedenthal für
den Abend des 7. Juli zusicherte.
Am 7. Juli Morgens war bei mir ein Schreiben von
Wilmowski eingetroffen, dem ich eine vorläufige Mittheilung
von den wegen Friedenthal beabsichtigten Schritten mit dem
ausdrücklichen Bemerken gemacht hatte, daß wir eine Anfrage an
Se. Majestät erst richten würden, wenn wir vorher der Bereit-
willigkeit des Friedenthal versichert wären. Wilmowski hat indeß
Veranlassung genommen, Sr. Mojestät von meiner Mittheilung
Nachricht zu geben und bemerkt darüber wörtlich Folgendes:
„Se. Majestät erklärten Sich mit den Gesichtspunkten,
welche für die Wahl eines Ministers der landwirthschaftlichen
Angelegenheiten als maaßgebend erachtet worden sind, voll-
ständig einverstanden; die Persönlichkeit von Friedenthal war
dem Könige nicht gleich genau gegenwärtig, erst allmälig erin-
nerte er sich seiner, wußte übrigens, daß er zur freikonservativen
Partei gehöre, und wird, wenn das Staatsministerium ihn als
Kollegen aufnehmen will, seinerseits kein Bedenken haben.“
In einer vertraulichen Besprechung, die das Staats-
ministerium vorgestern am 7. c. abhielt, habe ich hievon Mit-
theilung gemacht und wurde Achenbach dahin instruirt, in der
Unterredung mit Friedenthal mit der Sprache mehr heraus-
zugehen, wenn derselbe sich bereit zeige, den Ministerposten an-