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1871 zunehmen, sonst aber nach wie vor nur als persönlicher Freund
9.7 zu verhandeln. ç
Die Anlage I. enthält in einem zur Einsendung an Eure
Durchlaucht bestimmten Schreiben von Achenbach Auskunft
über die mit Friedenthal gepflogene Unterhaltung und deren
Resultat, sie wird modificirt durch das in der Anlage II. bei-
gefügte Schreiben des Ministers Achenbach vom 8. l. M.,
wonach sich Friedenthal der Sache nach noch eine Bedenkzeit
von acht Tagen ausgebeten hat. Ich habe diese Schriftstücke
den wenigen hier anwesenden Mitgliedern des Staatsministerii
gestern Abend mitgetheilt, wir waren einig darüber, daß die
von Friedenthal gewünschte Frist noch abgewartet werden müsse,
zugleich aber darüber, daß, wenn demnächst eine Verständigung
mit Friedenthal nicht gelingen sollte, Verhandlungen mit dem
Regierungspräsidenten von Puttkamer als demjenigen Kandi-
daten einzuleiten sein möchten, den Eure Durchlaucht bereits
neulich als eine geeignete Persönlichkeit bezeichneten. Frieden-
thal scheint bis zum letzten Augenblick geglaubt zu haben, daß
es sich nur um einen eventualiter von Achenbach zu machenden
Vorschlag handle, indem er weder mich noch ein anderes Mitglied
des Staatsministeriums mit seinem Besuche beehrt hat. Nach
seiner ganzen Haltung nehme ich an, daß er zur Zeit glaubt,
nur unter großen pekuniären Opfern verschiedene geschäftliche
Verbindungen abbrechen zu können, und daß er wahrscheinlich
die nächsten Tage zur Ueberlegung verwenden will, ob sich das
nicht doch ohne allzu große Opfer erreichen lassen möchte.
Gegen die Ernennung von Schuhmann zum ersten vor-
tragenden Rath im Staatsministerium hat Se. Majestät nichts
eingewandt, indessen die Frage ausgeworfen, ob nicht demselben
ein besonderer Titel zu verleihen sei. In Folge dessen haben wir
für ihn den Titel „Unterstaatssecretair“ in Vorschlag gebracht.
Eurer Durchlaucht wünsche ich von ganzem Herzen, daß
die in Kissingen begonnene Kur einen guten Verlauf nehme.