1875
11. 7.
1875
12. 8.
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Randbemerkungen Bismarcks:
y schwerlich. ) Dann muß er sie thun. #) Ohne Ver-
fassungsänderung? ) jal f5) hier.
289.
Minister v. Pfretzschner an Bismarck.
Durchlauchtiger Fürst,
Hochverehrtester Herr Reichskanzler!
Wie Ew. Durchlaucht ermessen können, hat die bekannte
Frage des Bundesrathsausschusses für die auswärtigen An-
gelegenheiten mich schon vielfach beschäftigt. Ich habe auch im
vorigen December gelegentlich meiner Anwesenheit in Berlin
mit dem Herrn Staatssecretär v. Bülow einen Meinungs-
austausch hierüber gepflogen.
Es ist nun mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten, daß
bei den Verhandlungen des bevorstehenden bayrischen Landtags,
welche für die Kgl. Regierung unter den eigenthümlichen Partei-
verhältnissen des Landes mehrfache Schwierigkeiten in Aussicht
stellen, auch die Frage jenes Ausschusses wieder zur Sprache
kommen wird und aus der bisherigen geringen Thätigkeit des-
selben Angriffe und Vorwürfe für die Regierung und speciell
für meine Person, werden abgeleitet werden.
In der That hat der 8. Ausschuß während der letzten Jahre
vollständig geruht, so daß ich einer derartigen Discussion gegen-
über mich ohne Zweifel in einer schwierigen Stellung befinden
werde. Denn mit so lebhaftem Danke ich auch die von der bun-
desfreundlichen Gesinnung Ew. Durchlaucht ins Leben gerufenen
Depeschenmittheilungen erkenne, so muß ich doch bezweifeln, ob
die Gegner im Landtage zugeben werden, daß in diesen Mit-
theilungen ein ausreichender Vollzug der betr. Verfassungs-
bestimmung oder ein genügender Ersatz hierfür zu erblicken sei.