Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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290. 
Bismarck an Minister v. Pfretzschner. 
Varzin 27 August 1875. 
Geehrter Herr College 
1875 Auf Ihr gefälliges Schreiben bezüglich des diplomatischen 
2. S. Ausschusses beehre ich mich in derselben privativen Form und vor- 
behaltlich mündlicher Besprechung einstweilen zu erwidern, daß 
ich gern jeder Entwicklung unserer gemeinsamen Institutionen 
förderlich sein werde, welche den Wünschen der hohen Regirungen 
und den nationalen Interessen entspricht. In dieser Richtung 
würde ich auch der Frage des diplomatischen Ausschusses bereit- 
willig näher treten, sobald sich Gelegenheit bietet, dieselbe mit 
Eurer Excellenz und andern Collegen vertraulich und mündlich zu 
erörtern. Die Schwierigkeiten, welche dabei zur Sprache kommen, 
sind von der Natur, daß ich schriftliche und zu weiterer Be- 
sprechung geeignete Vorschläge meinerseits nicht machen kann. 
Daß die Frage auf dem bayrischen Landtage von Seiten 
der Gegner der Regirung mit Erfolg wird ausgebeutet werden 
können, glaube ich kaum. Die Herrn, welche sie anregten, 
würden ihren nationalen Gegnern einen günstigen Kampfplatz 
eröffnen. Dieselben würden geltend machen, daß Art. 8 der 
Verfassung dem Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten 
keine andre Aufgabe stellt, als den anderen Ausschüssen, d. h. 
die der Berichterstattung, welche der Bundesrath über die aus 
dem Geschäftskreise des Ausschusses an ihn gelangenden Vor- 
lagen und Anträge erfordert. Diese Aufgabe tritt in ihrer 
vollen Wichtigkeit zu Tage, wenn der Fall des Art. 11, Alin. 2 
eintritt, der bisher glücklicherweise nicht vorgelegen hat?); sie 
kann auch in Folge der Alin. 3 Art. 11 an den Ausschuß 
herantreten, es sind aber bisher Verträge mit dem Auslande 
*)Kriegserklärung ohne vorausgegangenen feindlichen Angriff.
	        
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