Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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1876 lich gegenüberstand und noch steht. Bei den Verhandlungen, 
8. 1. welche im letzten Sommer bei mir angeregt wurden, ist mir 
von ultramontaner Seite grade der Dr. Gesfscken als der Mann 
angedeutet worden, der eventuell die ultramontanen Wünsche 
und Interessen zu vertreten bestimmt sei. Ueber sein Buch kann 
ich ziemlich unbefangen urtheilen, denn ich habe den speciellen 
Inhalt der Maigesetze, den ich damit nicht tadeln will, nicht 
zu verantworten; ich war damals an den Arbeiten des Preußi- 
schen Ministeriums nicht betheiligt und namentlich weder Cultus- 
minister noch Ministerpräsident. Um so unpartheiischer kann 
ich constatiren, daß in den mir bekannten Kreisen der Fach- 
männer Dr. Gessckens Buch als eine seichte Compilation be- 
zeichnet wird, wie seine Kritik der Falkschen Gesetze jedenfalls 
von dreister Anmaßung, aber nicht von sachlicher Prüfung Zeug- 
niß giebt. 
Ich habe Herrn Gesscken auf seinen Wunsch zur Professur 
in Straßburg vorgeschlagen, in dem guten Glauben, daß es 
ihm um wissenschaftliche Thätigkeit ehrlich zu thun sei, und 
daß sein Augustenburgischer und Hanseatischer Particularismus 
durch die Herstellung des Reiches versöhnt sein werde. Ich habe 
mit Bedauern gehört, daß ich mich darin geirrt habe, und er 
selbst an einem so wunden Punkte wie im Elsaß die Reichs- 
interessen befeindet. 
Es würde mich das Alles nicht abhalten, ihn, wie so 
manchen Gegner, zu sehn, wenn ich nicht eine Unterredung 
ohne Zeugen mit ihm scheute, und wenn ich nicht fürchten 
müßte, daß jeder Verkehr mit diesem Werkzeug confessioneller 
Intriguen das Mißtrauen der öffentlichen Meinung und ins- 
besondre das meiner Collegen gegen mich wecken müßte. 
v. Bismarck.
	        
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