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1878 Ich bin in der Lage gewesen, von Varzin aus im Auf-
22.2. trage meines Vaters Briefe an den Staatsminister Bülow zu
schreiben, in welchen genau definirt war, daß es sich allein um
die Vertretbarkeit handelt, und weshalb es sich jetzt um weiter
nichts handeln kann. Mein Vater hat mich auch ermächtigt,
Dir das Vorliegende mitzutheilen, weil er Gewicht darauf legt,
daß Du darüber orientirt bist. Ich kann Dir danach nur
wiederholen, daß mein Vater nach wie vor mit Reichsmini-
sterien nichts zu thun hat, und daß die Unterstützung, die
er dabei für seinen Standpunkt findet, ihm jederzeit will-
kommen ist. Es ist auch gar kein Gedanke daran, daß die
gegenwärtige Vorlage etwa später eine Brücke zu Reichs-
ministerien werden könnte. So lange die verfassungsmäßigen
Rechte des Bundesrathes nicht gekränkt oder verringert werden,
sind solche in der Phantasie der Journalisten vegetirenden
Ministerien einfach unmöglich.
Die unbezweifelte Möglichkeit vertreten zu werden,
muß mein Vater aber haben — sonst kann er nicht Kanzler
bleiben, und Niemand wird im Stande sein, es an seiner
Stelle zu werden. Neben diesem einen Hauptpunkt sind ihm
die Specialitäten, welche in den Gesetzentwurf gebracht werden,
ziemlich egal. Das hat er ja gestern auch bewiesen, indem er
die im Schooße des Bundesrathes entstandenen Aenderungen
bereitwilligst acceptirte.
In den 8 Tagen, die wir hier sind, hat mein Vater
wieder gewaltig arbeiten müssen — nach Innen wie nach
Außen — und spürt leider schon nachtheilige Folgen für seine
Gesundheit davon. Letztre ist grade wegen der Unmöglichkeit
der Vertretung schlechter als vor 10 Monaten. Da er alle
Sachen im Urlaub und im Bade wie in Berlin schriftlich be-
arbeiten mußte, so hat er keine Erholung haben können. Die
auswärtige Politik nicht bloß lag ihm allein ob. Sein Be-
streben ist darauf gerichtet, den Frieden zu erhalten, und wenn